Ein Tag am See. So hat es K5 vor dem ins-Bett-gehen beschrieben und ich musste ein wenig grinsen. Es war kein Tag am See. Es war 18:00 Uhr, als wir am See angekommen sind. Um bis Einbruch der Nacht zu verweilen. Die Sonne hatte schon einen Großteil ihrer Kraft verbraucht und tatsächlich war uns ab 20:00 Uhr kalt. So mit kalt. Kaum noch vorstellbar, dieses kalt, hatten wir doch die letzten beiden Wochen fast durchgehend Temperaturen weit über 30 Grad.
Fokus auf das Positive
Ich liebe es, wenn die Kinder sich auf das Tolle, Positive, Bemerkenswerte fokussieren. Also, es war ein Tag am See! Dass ich ansonsten morgens in Therapie und Einkaufen (wobei ich nicht weiß, was davon die eigentliche Therapie ist) war und K5 viel mit sich selbst, dem Fernseher und seinen Geschwister zu Gange war. Dass ich am Nachmittag 1,5 Stunden am Tisch saß und mein Buch fertig gelesen habe und er währenddessen mit Lego gespielt hat. Dass – hat er vergessen. Unwichtig. Es war ein Tag am See!
Und wie ich da am See saß und den Kindern (diesmal war auch K4 dabei, mit einem Freund und zwei Schwimmnudeln, die Kids hatten eine Menge Spaß im Wasser) beim Spielen zugesehen habe, habe ich doch tatsächlich in einer Zeitung gelesen. Das ist so der Moment, wo ich mich vermutlich zurückerinnern werde und feststelle, ich war am See und habe eine Zeitung gelesen. Wertvoll, bemerkenswert. Weil ich das im Grunde immer will – irgendwo sitzen und lesen – und es meist nicht tue. Meist will immer noch jemand anderes etwas anderes, wie, Sandburg bauen, im Wasser spielen, ein Eis, eine Pommes, auf Klo gehen, den Spielplatz besichten, etc.pp.
Meist – also, bisher jedenfalls – hatte ich auch immer ein Kleinkind um mich, kaum waren die anderen Kinder aus dem Gröbsten herausgewachsen. Jetzt scheint also, mit ohne Kleinkind, eine neue Zeit zu kommen. Ein Tag am See. Mit einer Zeitung, einem Buch, wer weiß, irgendwann auch mit einem Nickerchen. Anything is possible.
Nach Vorne denken
Und während ich so in der Flow gelesen habe, bin ich auch über einen Artikel gestolpert, in dem es um das geht, was mein Sohn schon ganz automatisch tut. Ohne darüber nachzudenken, in der Flow zu lesen oder sonstwie in Aktion zu treten. Er denkt positiv. Kraftvoll. Nach vorne. Über das Schöne denkt er nach. Darüber, noch mehr Schönes zu erleben. Er äußert seine Ideen und Wünsche dahingehend auch sehr deutlich. Er ist immer bestrebt, noch mehr Schönes in sein Leben zu holen. Wie, bis zum Einbruch der Dämmerung am See zu bleiben. Um dem Spiel der untergehenden Sonne auf dem Wasser zuzusehen. Und, um festzustellen, dass es um 20:00 Uhr schon keine Pommes mehr gibt und er sich von Tomaten ernähren darf. Sind ja auch Nachtschattengewächse.
Was ist mein Thema?
Der Artikel in der Flow hat einen schönen Ansatz. Man solle sein Sommerwort (geht auch im Herbst oder Winter) finden und sich dieses mehrfach täglich vergegenwärtigen. Verbildlichen. Vor Augen führen. Was will ich diesen Sommer erreichen? Was will ich erleben? Was ist mein Thema, aktuell? Ist es Freiheit, Genuss, Liebe, Sand? Lange wachbleiben, Fernsehen oder Pommes?
Ich habe eine Weile darüber nachgedacht. Was denn mein Thema momentan ist. Es auf ein Wort herunterzubrechen, das ist für mich schon die Höchststrafe an Herausforderung. Wie im Marketing. Ein Wort. Oder, maximal 10 Worte. Um dein unwiderstehliches Angebot auf den Punkt zu bringen.
Um was geht es? Das wurde ich heute auch in der Therapie gefragt. Da zu antworten mit: Trauma – ist auch wenig zielführend. Ich habe mehr als ein Trauma, das im Schlaf an meine Türe klopft. Oder sagen wir, es ist vielschichtig. Ich trage Schicht um Schicht ab. Und für diese fissilige Kleinstarbeit bis ins Detail brauche ich – Kraft.
Erst dachte ich, ich nehme Leichtigkeit als Wort. Mehr Leichtigkeit wünsche ich mir gerade auch. Ich lache wenig momentan, meinen Kindern ist das heute aufgefallen. Ich bin die letzten Tage meist gereizt und angespannt und wenig witzig. Nun, ich hatte es schon beschrieben, Ferien, das ist Überleben. Im Überlebensmodus ist mir selten nach Lachen. Richtig herzhaft gelacht habe ich letzte Woche, als wir miteinander gespielt haben. Und seitdem? Ich bin gut gelaunt, aber zum Lachen ist mir nicht. Mehr Leichtigkeit wäre also schon eine gute Sache –
Mein Wort: Kraft
Ich habe mich dennoch für KRAFT entschieden. Ich will kräftiger werden. Für meinen Alltag. Sowohl geistig als auch körperlich fehlt es mir oft an Kraft. Ich merke das dann, wenn ich nach zwei Stunden sitzen im Sand aufstehen will und mein Rücken leise seufzt. Aua.
Mehr Alltagskraft. Mehr Muskelkraft. Mehr Nervenkraft. Ich wähle Kraft als mein Kraftwort. Und baue mir kraftvolle Anker in den Alltag und überlege, ist das, was ich gerade tue, gut für mich? Bringt es mich weiter? Zahlt es ein, auf das gewählte Konto? Und dann – suche ich mir Krafttankstellen. Wie, einen Tag am See. Oder, Kartenspielen.
Kraft tanken. Ich mag kraftvolle Bilder. Ich mag kraftvolle Stimmen. Ich wünsche mir mehr Kraft für meinen Alltag – und visualisiere das jetzt. Kraftvoll. Power.
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