Reflect & Learn 33/23

Ferienzeit. Ich komme kaum zum reflektieren und folglich noch viel weniger zum lernen 😅🤣🤣. Ich bin damit beschäftigt, mich den Ferien zu stellen. Ferien, das geht mir oft an die Nieren. Es strengt mich an. Ich erinnere Ferien, in denen ich spontan weglaufen wollte. Weit weg. Alles Scheiße. Völlige Überforderung. Allerdings war ich festgetackert auf dem Sofa.

Dieses Jahr ist es – erstaunlich besser. Ich bin selbst sehr erstaunt. Die erste Woche Urlaub mit den Kindern ist gut gelaufen. Ich schaffe es, eine Tagesstruktur zu gestalten, die mir das Gefühl gibt, eine gute Mutter zu sein. Und, die mir das Gefühl gibt, mich zudem noch gut um mich selbst zu kümmern…

Für mich ist es (nachwievor) eine Herausforderung, aus meinem normalen Alltag in die freie Welt der dehnbaren Ferienzeit einzutauchen. Mein normaler Alltag ist durchaus stressig, dabei aber auch sehr vorhersehbar. Da gibt es feste Zeiten, wie Frühstück um 6:45 Uhr und Business Board um 11:30 Uhr. Das sind fixe Punkte in meinem Universum, die mir helfen, weiterhin um die Sonne zu kreisen. Oder kreist die Sonne um mich? Ich kann mir das nicht merken –
Fakt ist, in den Ferien ist es schwerer. Ich kann frei gestalten und sitze dann meist von Tag zu Tag länger träge auf dem Sofa und verstehe nicht, wie die Welt einfach fließt und mich zurück lässt. Meine Kinder sitzen ebenfalls auf dem Sofa. Sie haben Angst, in dem Fluss um uns herum unterzugehen. Also halte ich sie fest. Und mich dazu. Und ich schwimme in meiner Unsicherheit, allein das Mittagessen ist schon eine Herausforderung. Ja. Immer noch. Ferien ist die kleine Depression. Da spüre ich sie immer noch, sie, die noch nicht lange weg ist und sich gerne mal als Sofakissen tarnt.

Diesen Sommer ist es anders. Durch die Physiotherapie habe ich feste Termine im Kalender, sie geben ein wenig Takt vor. Dazu kommt das Sport machen im Physiotherapiezentrum. Und drumherum ein wenig Planung mit kleinen Ausflügen mit den Kindern. Und – es läuft!

Füße

Beim Laufen haben meine Füße etwas gelitten letzte Woche…
Ich bin weiterhin schmerzfrei, bei der Hitze ist allerdings das Tragen von Turnschuhen anstrengend für lackierte Fußnägel … diese Woche war wirklich der Lack ab!

Ich muss regelmäßig alle 3 Wochen zur Fußpflege. Der Lack bröckelt sonst und bringt die immer noch unschöne Wahrheit ans Licht. Der linke Fuß hat Pilz. Das ist so. Der Lack kaschiert dieses Problem nur. Wenn der Lack ab ist – ist das ganz schön hässlich. Diese hässliche Wahrheit macht einen Ausflug zum See noch schwieriger…

Ich mag Seen. In Schottland, in Schweden, im Gebirge. Da stehe ich sehr auf Seen, an Seen, in Seen. In Gummistiefeln.

Hier, bei 33 Grad, bin ich angestrengt. Zur stehenden Hitze stehe ich am See, und nur fünf von zehn Zehen haben einen Lack. Ich vergrabe meine Füße im Sand und hoffe, unsichtbar zu sein.

Andere stecken den Kopf in den Sand. Ich meine Füße. Und atme. Ich weiß, Andere schauen nicht den ganzen Tag anderen Menschen auf die Füße oder den Bauch. Nur ich tue das, weil Füße und Bauch meine beiden Schwachstellen sind… Nun.

Ich habe das diese Woche durchgestanden. Mit K5 am See, ohne Lack. Parallel habe ich meine Kosmetikerin angefragt, ob sie einen Nottermin für mich hat. Und siehe da, um Hilfe bitten kann funktionieren. Sie hat mich am Samstag eingeschoben als Termin. Und jetzt – bin ich frisch lackiert und ich fühle mich barfuß wohl. Auch wenn ich immer noch komische, breite Füße habe. Meine Akzeptanz meiner Füße ist gewachsen 🤗

Den Pilz behandele ich weiterhin mit ätherischem Öl. Noch sieht man keine Wirkung. Ich weiß, dass es lange dauern kann. Ich habe Geduld. Geduld hat mich bisher am Weitesten gebracht.

Bewegung

Ich bewege mich also in Geduld.

Mit niedrigen Gewichten, mit langen Pausen. Zweimal die Woche etabliert sich mein „ins Fitnessstudio gehen“. Und es tut mir gut. Ich kann endlich auch daheim auf der Matte Sit-ups machen. Sprich, ich komme hoch. Bedeutet, ja, diese Bewegung konnte ich nicht ausführen. Bauch und unterer Rücken waren (und sind) viel zu schwach.

Keine Sit-ups, keine Planks, keine Squats und ganz sicher keine Liegestütze…

Ich wünsche mir oft Kraft und Beweglichkeit, sehe mich locker und geschmeidig durch die Luft wirbeln, stark wie Buffy, traumtänzerisch wie Baby. In echt komme ich nur schwer in Bewegung.

Aktuell feiere ich mein Maß an Bewegung. Zweimal die Woche im Studio. Und daheim, auf der Matte, mit der neuen Kraft. Ich starte mit Sit-ups.

Planks, Squats, Liegestütze und ich haben weiterhin Geduld mit mir 😀

Trauma

Meine Bewegung bringt auch Trauma in Bewegung. In der Physio unterschreibe ich mein Rezept immer mit links. Das sieht noch sehr ungelenk aus, wie ein kleines Kind, dass anfängt zu schreiben. Tatsächlich trainiere ich meine Hand gerade wieder etwas mehr. Mein Linkshänder sein ist auch ein Trauma. Dieser Eingriff meiner Umwelt in meine Händigkeit ist nicht ohne Folgen geblieben. Es ist ganz eng verwachsen mit „ich bin nicht richtig“, „ich mache alles falsch“, „ich bin nicht gut genug“.

Ein Teil meines Traumas bearbeite ich bereits seit geraumer Zeit. Ich hatte es mir total leicht vorgestellt, einfach auf links zurück zu wechseln. Ja, in meiner Vorstellung kann ich auch ganz leicht ein Seil hochklettern oder FlicFlac oder habe einen schwarzen Gürtel im Kickboxen. Geschmeidig! Gar kein Problem für mich! Ein Traum!

Dieses „auf links drehen“ ist für mich bereits ein Stück Trauma Aufarbeitung. Da steckt viel dahinter. Ich weiß aktuell nicht, ob das nicht ausreichend ist an Aufgabe. Oder wie ich weiter damit umgehen will. Ist „ich bin nicht gut genug“ eventuell ausreichend als Thema für den Anfang? Weil, wenn ich den wandeln kann, wenn ich klar sagen kann, ich bin krass cool und genau richtig – bin ich dann nicht schon am ersten Etappenziel angekommen? Wie viel Arbeit im Innen kann ich schaffen? Wie lange wird es dauern? Ich ahne – lange –

Kommende Woche habe ich einen Termin mit meiner Therapeutin. Fürs Trauma. Ich höre hin. Was sie sagt. Was ich sage. Wie tief ich arbeiten kann. Wie tief ich schauen will.

Ordnung

Ordentlich tief schauen – genau! Im übertragenen Sinne habe ich das in der vergangenen Woche getan. Mit meinen Kindern. Zwei von ihnen kamen auf die Idee, alle Legosteine auszuschütten … um alte Sets wieder aufzubauen. Und das Suchen einzelner Steine, es hat unser aller Geduld schnell auf eine Probe gestellt.

Da kam die Idee – wir können ja alle Steine nach Farbe sortieren …

Und damit haben wir begonnen. Dieses Projekt wird noch ein paar Tage brauchen. Es sind SEHR VIELE STEINE. Unfassbar, wie man so viele Legosteine haben kann. Das hängt wohl auch mit der Anzahl an Kindern zusammen, die ich habe. Sind ja auch mehr als der Durchschnitt. Und ich bin froh, es ist kein Playmobil. Das würde ich wesentlich blöder finden. So finde ich tolle Steine, in tollen Farben, und sortiere wie eine Weltmeisterin. Dabei trainiere ich meine Geduld, meinen unteren Rücken und meine Fußsohlen. Reflexzonenmassage. Cool!

Weitere Ordnung ist im Keller eingezogen. Ich durfte einmal umräumen, um einen alten Kallax mit 4×4 Fächern einziehen zu lassen. Der wohnt jetzt im Keller. Sein Transport, aus dem Zimmer von K4 bis in den Keller, war eine wahre Freude. Natürlich haben wir ihn nicht auseinander gebaut, sondern getragen 😉
Im Keller ist jetzt mehr Ordnung und ich habe einen besseren Plan dahingehend, noch mehr Ordnung zu schaffen. Das

Fazit

bringt mich an den Punkt, die vergangene Woche als verdammt wertvoll zu erkennen. Ganz viel in Bewegung! Ich sitze nicht nur auf dem Sofa und fühle mich Scheiße, weil ich nicht in Bewegung komme. Sondern ich bin in Bewegung. Beim Sport. Im Keller. Am See. Im Museum. Unterwegs. Nicht immer fröhlich, manchmal auch angespannt, aber unterwegs. Und ich schreibe jeden Tag einen Tagesplan und strukturiere meine Freiheit. Es ist – im Grunde ganz einfach, man muss es nur tun.

Dieses „ganz einfach, ich muss es nur tun“ ist für mich die größte Herausforderung. Umso schöner, dass es im Grunde wirklich ganz einfach ist. Ich muss nur anfangen. Wir alle müssen irgendwo anfangen. Ich werde noch Fan von Sommerferien 😉

Noch habe ich zwei Wochen mit den Kindern vor mir. Eine Woche davon habe ich noch Urlaub. Dann hat die Betreuung wieder offen und ich arbeite wieder. Ich nehme meine bewegten Erkenntnisse dieser Woche mit in die neue Woche und bewege mich weiter. Bewegung und die Kräftigung meiner Muskulatur ist offensichtlich das beste Mittel gegen den Blues auf dem Sofa.

Sogar meine Füße profitieren davon!

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