Auto ausräumen, anders

Auto ausräumen für Scanner 😉
Wobei ich hier nur für mich sprechen kann, aber eventuell fühlen sich andere davon dennoch angesprochen. Ich bin jahrelang dem Irrtum aufgesessen, ich müsse vor einem Urlaub und vor allem NACH einem Urlaub das tun, was “alle anderen” auch tun.

Was das ist?

Die ordentlich gepackten Koffer alle auf einmal in die Wohnung tragen und direkt ausräumen. Effizient und auf den Punkt. Das macht man so.

Ich habe mich mit der Zeit soweit vorgearbeitet auf diese Idealvorstellung von deutscher Ordentlichkeit, dass ich zumindest relativ zeitnah alle halbwegs ordentlich gepackten Koffer in die Wohnung getragen habe. Um sie dort dann Tage- und manchmal auch Wochenlang stehen zu lassen. Die Anstrengung, das Thema ordentlich gewissenhaft anzugehen, hat mich so viel Kraft gekostet, dass es mir unmöglich war, das Zeug auch direkt auszupacken.

Ich habe inzwischen gelernt, dass ich das mit dem Packen, sowohl ein als auch aus, so machen darf, wie es für mich gut ist. Egal, wie es andere tun. Egal, was angeblich “richtig” ist. Für mich ist meine Vorgehensweise deutlich sinnvoller, weil sie mich im Fluss hält.

Fakt ist, Dinge, die mir wenig Spaß machen, kann ich selten lange am Stück ausführen. Also, bei größeren Projekten kostet mich das einfach sehr viel Kraft, die Aufmerksamkeit zu halten. Koffer aus dem Auto nach oben tragen macht mir keinen Spaß. Ausräumen macht mir auch keinen Spaß. Ist einfach so.

Mein System sieht eine andere Form des Aus- und Einräumens vor. Und ist nur tragbar für Menschen, die mit dem Auto fahren und dennoch gut zu Fuß sind. Auch sollten sie Tragen können, nämlich einen Wäschekorb oder Tüten.

Mein Wäschekorb ist grün und schon sehr alt! Ich glaube, weit über 20 Jahre. Manchmal bin ich selbst erstaunt, wie lange mir Alltagsgegenstände die Treue halten UND dass sie mir dabei gar nicht langweilig werden. Grandios!

Ich jedenfalls empfehle folgende Vorgehensweise, falls auch du Schwierigkeiten mit dem Ausräumen des Autos nach deinem Urlaub hast:

  • laufe vielfach, das verschafft dir nach einer langen Autofahrt die ausreichende Bewegung
  • nimm im ersten Schwung nur mit, was du wirklich (!!!) brauchst
  • diese Fokussierung auf das Wesentliche wird es dir einfacher machen, dich in eine entsprechend konzentrierte Stimmung zu bringen
  • sobald du damit in der Wohnung angekommen bist, führt der erste Weg sowieso zum pinkeln ins Bad
  • danach lege dich erschöpft aufs Sofa, das hast du dir verdient
  • nach dem ausruhen räumst du all das, was so wichtig war, direkt mitgenommen zu werden, auf den jeweiligen Platz
  • wenn es dein Kind war, deck es liebevoll zu 😉
  • und dann geht es weiter –
  • nimm den Wäschekorb und laufe erneut zum Auto
  • sollte der Wäschekorb noch voll sein (mit Wäsche), empfehle ich, leg den Kram zusammen und räum ihn direkt in die jeweiligen Schränke
  • dann geht es zum Auto, mit leerem Korb
  • und die erste Fuhre Wäsche wird direkt aus dem Koffer in den Korb in die Wohnung getragen
  • und dort sofort entweder in den Schrank geräumt oder in den Schmutzwäschekorb geworfen
  • falls du keinen Schmutzwäschekorb hast, kannst du die dreckige Wäsche halt auf den Boden werfen 😉
  • du darfst erst wieder mit Korb ans Auto gehen, wenn alles weggeräumt wurde, was du vorher hochgeholt hast
  • wenn dir die Lust ausgeht oder die Beine weh tun, koch dir einen Kaffee oder was auch immer dir gut tut für eine Pause
  • Pausen sind wichtig!
  • das gilt auch, wenn du anstelle eines Korbes vielleicht lieber mit der Mülltüte zum Auto läufst – auch Bananenschalen sind Reste deines Urlaubs und wollen entsorgt werden
  • wenn der Koffer leer ist – kannst du ihn direkt in den Keller tragen und dort verstauen
  • Vorteil – das schwere Ding muss nicht die Treppe hochgewuchtet werden!
  • und – der Koffer steht nicht vorwurfsvoll in deiner Wohnung herum!

Und tatsächlich – bin ich damit schon fast fertig! Alles habe ich heute noch nicht aus dem Auto geholt, weil ich auch dazu neige, gewisse Untereinheiten zu bilden. Einkäufe von X und eine Tüte von Y, dazu Kekse im Handschuhfach und eine Jacke, die noch auf dem Rücksitz liegt. Beim Einräumen ins Auto sah das alles noch etwas besser aus. Zurück komme ich gerne in verschiedenen Tüten. Vermutlich fliege ich deshalb nicht in den Urlaub. Einen Koffer wieder für den Rückflug zu packen erscheint mir sehr anstrengend.

Alles in Allem bin ich mit meiner neuen Methode sehr zufrieden. Ich arbeite sowieso am liebsten nach diesem “Schichtenprinzip”. Für mich ist es viel einfacher, Dinge in kleinen Etappen zu erledigen. Und, wichtig, gezwungen zu sein, es sofort zu tun – also, klar ist, wenn ich ans Auto gehe und etwas hole, dann räume ich es auch sofort weg. Ich laufe nur, wenn ich weiß, ich habe auch die Zeit, den Korb direkt leer zu räumen… Sonst steht das Zeug mitunter sehr lange auf dem Tisch, neben dem Sofa, auf dem Fensterbrett oder schlicht auf dem Boden. Ich kenne mich. Ich ticke völlig anders. Ich bin super schnell abgelenkt und wie oben beschrieben, für Aufgaben, die mir schlicht keinen Spaß machen, brauche ich eine andere Strategie.

Mir hilft ein “100 mal ans Auto laufen”, was andere total verzweifeln lassen würde. Und von “den anderen” gibt es halt sehr viele. Ich will mich “mit den anderen” allerdings nicht mehr vergleichen, ich will es ausschließlich so tun, wie es für mich passt. Und das passt halt gut – mit einem Wäschekorb und dem Gedanken dahinter, dass die Menge, die in einen Wäschekorb passt, genau die Menge an Arbeit bedeutet, die ich gut in einem Schwung bewältigen kann.

Es sei denn natürlich, der Wäschekorb ist voller einzelner Puzzleteile von drei verschiedenen Puzzles. Das hält dann auch mich auf 😉

Und, für mich auch sehr wichtig – wenn ich es am ersten Tag nicht geschafft habe und da noch Sachen im Auto sind – ist das nicht schlimm! Ich bin dennoch sehr zufrieden mit mir, weil, das Wichtigste hatte ich ja gleich bei Ankunft mit in die Wohnung genommen. Was das war? Das übliche – Portemonnaie, Handy, Ladekabel, der Kulturbeutel und die Zahnbürste. Ordentlich langweilig 😉

Ich wünsche mir – weiterhin ein gutes Annehmen der Tatsache, dass jeder Mensch seinen Kram so aus dem Auto holen kann, wie es gefällt. Meinetwegen kann man den Kram auch einfach drin lassen, der nächste Urlaub kommt bestimmt! Oder, man ist einfach froh, eine Wechselunterhose zu haben, weil man nie weiß, was einem so passiert im Leben …

Morgen gehts weiter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert