Bruxismus

Trigger. Heute habe ich einen erlebt, einen Echten. Keinen aus Worten. Einen auf körperlicher Ebene. Absolut faszinierend.

Bruxismus

Seit Sommer 2023 gehe ich regelmäßig zum Physiotherapeuten. Bruxismus heißt meine Diagnose, wobei, eigentlich heißt sie CMD. Ja, ich bin verbissen. Ehrgeiz hat halt seinen Preis 😉
Ich kann was aushalten! Meine Zähne können leider weniger aushalten, die beiße ich mir schon mal kaputt …
Mein Kiefer knackt relativ laut, wenn ich ihn auf und zu machen. Weh tut das nicht, aber –

Wir gehen davon aus, dass mein HWS (Halswirbelsäulensyndrom) vor zwei Jahren eine Folge der Daueranspannung im Kieferbereich war. Tatsächlich ist es irgendwie ein IST, weil mein gesamter Schulter- und Nackenbereich immer noch davon betroffen ist. Ich habe zwar keine Schmerzen mehr, die starke muskuläre Verspannung kann ich aber spüren. Auch ohne Schmerzen.

Meine Muskulatur ist unfassbar unter Druck. Der ganze Körper, mein ganzes System. Wobei es besser geworden ist (es wäre auch traurig, wenn nicht). Besser, ja, in den vergangenen Monaten der Physiotherapie. Gut, noch lange nicht. Nicht nur mein Kiefer knackt, sondern auch irgendein Knochen im Becken, wenn ich das rechte Bein hebe. Klingt unfassbar doof. Also, tatsächlich. Links gehts.

Ich gehe also mit der Diagnose Bruxismus, gestellt von meinem Zahnarzt, zum Physiotherapeuten. Das war die beste Idee seit langem, dass ich mir das im letzten Jahr selbst ermöglicht habe. Es war nicht ganz einfach. Ich musste mir eingestehen, dass ich Hilfe brauche, um dann meinen Zahnarzt um Hilfe bitten und mir anschließend einen Physiotherapeuten suchen. Das sind Dinge, die mir nicht so leicht fallen. Vor allem IN REIHE. Also, dass ich Hilfe brauche, das wusste ich schon länger, sie mir dann aber auch zu organisieren ist nichts, was hier ganz von selbst passiert …

Die Störungen und Beschwerde, die mir aus dem Bruxismus resultieren, werden unter dem Begriff CMD zusammengefasst. Ausgesprochen heißt es Cranio-Mandibuläre Dysfunktion.
Cranium = Schädel
Mandibula = Unterkiefer
Dysfunktion = Fehlfunktion

Das Krankheitsbild der CMD kann sich hinter vielen Beschwerden von Kopf bis Fuß verstecken und oft wird die eigentliche Ursache gar nicht erkannt. Ich kann bei mir bisher auch nur ahnen, was auslösend ist. Ich tippe auf meine frühe Kindheit. Das, was ich so habe, teilweise in harmloser Variante, liest sich hier:

Kopf:

  • Kopfschmerzen (selten, kommt aber vor)
  • Kieferschmerzen (eher so ein Druckgefühl, oft)
  • Sehstörungen (immer, bin ja nahezu blind 😉
  • Schwindel (sehr selten bis nie!)
  • Tinnitus (hatte ich 2022, war stressbedingt)
  • Schluckbeschwerden (selten)

Schultern und Nacken: 

  • Verspannung (FUCKING YES)
  • Schiefhals (bissi)
  • Blockaden (FUCKING YES)
  • Bewegungseinschränkungen (FUCKING YES)

Arme:

  • Ausstrahlung (nein)
  • Schmerzen (nein)

Finger:

  • Taubheitsgefühl (nein)
  • Schwellungen (kommt vor)

Rücken:

  • Fehlhaltungen (ach was!)
  • Blockaden (FUCKING YES)
  • Bandscheibenprobleme (wie durch ein Wunder – bisher Nein)
  • Hexenschuss (immer mal wieder)

Becken:

  • Beckenschiefstand (FUCKING YES)
  • Beinlängendifferenz (2cm – lässt knacken)

Beine:

  • Durchblutungsprobleme (wahrscheinlich ja)
  • Hüft- und Knieschmerzen (schon seit Mitte 20)
  • Ausstrahlungen (hmpf, manchmal)

Innere Organe:

  • Atembeschwerden (selten, nur beim Schwimmen)
  • Verdauungsstörungen (ja, die werden gerne ignoriert)

Ja, so! Ist das!

Selten, dass ich darüber jammere, weil ich selten echte Schmerzen habe. Es sind eher so Missempfindungen, ich habe mich eventuell auch einfach daran gewöhnt. Jedenfalls kann ich feststellen, dass es mir seit Mitte letzten Jahres, seit wir mit der Behandlung angefangen haben, stetig besser geht! Ich habe Bewegung in meinen Alltag eingebaut, ich gewinne sowohl körperlich als auch – vor allem seelisch an Kraft. Mental stark. Parallel habe ich keine Schmerzen mehr im Nacken, in den Schultern. Das hatte ich davor noch öfter, ich arbeite nunmal auch viel am PC …

Die Einschränkungen in der Bewegung sind mir kaum noch bewusst gewesen. Eine Bekannte sagte im April, ich liefe als sei ich eine alte Frau. Das hat mich bewogen, besser hinzusehen. Sie hatte Recht. Ich hatte erst den Sturz letztes Jahr Ende Februar. Danach dann eine aktivierte Arthrose im Großzehengrundgelenk. Ja, ich bin gelaufen wie ein rohes Ei.

Heute laufe ich wieder in einem normalen Tempo und bringe Bewegung auf die Straße. Die Hüfte schwingt wieder mit. Ich rolle normal und schmerzfrei ab. Ich habe mehr Gleichgewicht und mehr Muskulatur, das lässt mich geschmeidiger wirken. Ich fühle mich ziemlich jung. Nur mein Gesicht sieht aktuell sehr alt aus, der Kiefer verändert sich auch wieder, der Hals bekommt Falten und mein Dekollete sieht manchmal zerknittert aus. Ja, ich werde definitiv älter. Nein, ich fühle es nicht.

Ist schon cool, dass es mir mit dieser Diagnose gerade so gut geht!

Großartig ist auch, dass mein Zahnarzt mir weiterhin die Rezepte ausstellt. Er hat für mich einen Antrag bei der Krankenkasse gestellt und aktuell läuft das einfach weiter. Ich hoffe, noch lange! Weil, es ist noch lange nicht gut. Auch wenn ich mich besser fühle, habe ich doch keine Ahnung, wie es sich wohl anfühlt, wenn es komplett wieder gut ist. Woher auch. Ich habe schon als Kind geknirscht.

Triggerpunkte im Mund

Heute jedenfalls war ein Meilensteintag. Wir haben etwas Neues ausprobiert. Bisher war die Behandlung nur äußerlich, und wir haben hier auch einige Verbesserungen erreicht. Spürbare Verbesserungen. Daher der Versuch, mal zu schauen, was sich wie im Mund anfühlt. Und eigentlich beginnt meine heutige Geschichte damit. Mit Triggerpunkten im Mund, die mich emotional ausgelöst haben. Also, es war nur ein Punkt. Die anderen Punkte waren vergleichsweise harmlos, die haben nur einfach Scheiße weh getan.

Dieser eine Punkt hat mich zum Weinen gebracht. Nicht, weil es so sehr weh getan hätte. Oder weil ich traurig war. Im Gegenteil, ich bin mit allerbester Laune in die Physio gefahren, heute war ein hervorragender Tag mit tollen Ergebnissen im Arbeiten. Also, ganz weit entfernt von empfindlich, traurig, müde oder enttäuscht. Ganz weit entfernt.

Und doch liefen die Tränen. Einfach so. Für meinen Therapeuten ist das der Moment, sofort die Finger wegzunehmen. Als Osteophat hat er in der Ausbildung gelernt, dass er von diesen emotionalen Punkten die Finger lassen muss, wenn ein Patient so eindeutig reagiert. So wie ich heute. Da steckt noch ganz viel in mir. An unaufgearbeiteten Gefühlen und Anspannung.

Jedenfalls – ich wurde heute getriggert. Das war mir bewusst, daher konnte ich mich selbst dabei beobachten, wie ich – darauf reagiert habe. Tatsächlich dachte ich, meiner guten Laune könne dieser kleine Moment nichts anhaben. Haha. Ich berichte morgen, was ich heute mit mir erlebt habe …

Jetzt gehe ich nur noch ins Bett. Ich habe auch so eine Art Muskelkater, im Kiefer, ich glaube, jetzt steht Regeneration auf dem Programm. Morgen mehr!

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