Dehnungsschmerzen

Es ist immer noch Samstag. K5 ist seit 5 Stunden weg. Beim Vater. Und ich bin rastlos. Haltlos. Weiß gar nicht, was ich mache. Die Zeit dehnt sich. Und fühlt sich unwirklich an. Ich schreibe – und kommentiere, auf Linkedin. Und ich wollte doch viel machen, ich habe frei, ich habe keine Kinder, ich kann raus oder nicht raus, ich bin frei. Ich kann tun, was immer ich will.

Und doch – sitze ich hier, schreibe, fühle, finde meine Grenzen nicht. Das Dehnen, es ist vielleicht auch notwendig, und doch tut es mir weh. Ich erlebe das nicht zum ersten Mal. Schon oft, wenn die Kinder zu den Vätern gegangen sind, war ich in diesem Zustand. Ich kenne das. Ich kann immer noch nicht damit umgehen. Ich weiß, dass das kommt. Und sitze doch da, wie die Maus vor der Schlange, und schaue blöd aus der Wäsche.

Warum mache ich mir keinen Plan, für einen solchen Tag? Warum lasse ich ihn einfach geschehen? Oder ist genau das genau richtig so? Es einfach geschehen lassen? Um herauszufinden, aus der Situation? Aus diesem Knäuel, das da in mir rumort? Vielleicht – und vorhin dachte ich noch, prima, 13 Uhr, du hast den Frust runter, du startest jetzt nochmal neu in den Tag. Und jetzt, 3 Stunden später, sitze ich immer noch hier. Absolut. Alptraum. Und ein wiederkehrendes Muster. Ich könnte das echt mal Aufschreiben, um darüber nachzudenken.

Und genau das – tue ich jetzt auch. Das ist hier ein einfaches runterschreiben. Tatsächlich ist es das ja immer, und immer noch. Selten denke ich über meine Zielgruppe nach oder darüber, für wen ich das denn jetzt schreibe. Oder gar, was das bringen soll. Seid mir nicht böse, die, die ihr das jetzt lest. Falls ihr das lest. Ich schreibe für mich. Ihr dürft dabei zulesen und vielleicht kommt es euch an einer Ecke bekannt vor. Oder ihr habt einen Tipp. Vielleicht schreibe ich, damit ich einen Tipp bekomme. Oder, eine Umarmung.

Am meisten sehne ich mich gerade nach einer Umarmung. Dieses Klarstellen, dass ich nicht will, das meine Bücher angefasst werden. Das kostet mich schon Kraft. Wirklich. Kraft. Und dann – bin ich danach müde und meine dreizehntausend Gedanken fliegen. Ohne Ziel. Einfach müde. Decke drüber. Dehnung tut weh.

Trennung tut auch weh. Ich brauche die Pause, um mich alleine zu dehnen. Dennoch ist es gar keine leichte Übung. Wenn die Kinder weg sind. Es ist auch so still in der Wohnung. Ganz allgemein kämpfe ich sowieso immer in der Ferienzeit. Mit allem möglichen. Mit zu viel Zeit, zu wenig Zeit, Vätern, die teure Urlaube bezahlen können, Mütter, die halt daheim bleiben mit den Kindern, weil sie keine teuren Urlaube bezahlen können, und andere Auffälligkeiten. Ich bin müde, nicht müde, wach, gereizt, fröhlich, in stetigem Wechsel. Die normale Routine mit Job und Schule, die gibt mir so viel Sicherheit, da geht es mir gut. Fällt das weg, wird es enger für mich. Gegen die Enge dehne ich mich – und das tut weh.

Tja. Ich bin hier, um dazuzulernen! Um zu lernen, damit umzugehen! Voran zu kommen! Safe! Ich schaffe das! Ich muss noch einkaufen – ich denke, mit diesem „normalen“ Move fange ich jetzt an. Dann gehe ich spazieren, im Wald. Es wird mir gut tun. Vielleicht ein Bad heute abend? Oder einfach weiter aufräumen? Ich habe ein paar Freundinnen angefragt, ob sie spontan ausgehen wollen. Das habe ich so noch nie gemacht in der Situation, es war das erste Mal. Leider hat niemand Zeit. Das ist okay. Spontan kann ich auch sehr selten.

Für die nächste Situation mit Kindern, die zum Vater in den Urlaub gehen, plane ich mir ein Ausgehen mit Freundinnen ein. Damit ich nicht alleine daheim sitzen bleibe und mich verlassen fühle. Zerdehnt in Gefühlen. Haltlos, ohne Orientierung. Am PC stehend und die sozialen Netzwerke an mir vorbeifluten lassend. Auf Likes hoffend für einen schönen Post, den ich geschrieben habe. All das. Ich kann das doch! Ich kann doch, alleine sein. Warum kann ich es gerade nicht genießen?

Vielleicht ist auch das ein Wachstum, das gerade kommt. Ich bin seit Jahren alleine. Ich habe es immer mal geschrieben, in den letzten Wochen. Ich bin gespannt, wie es mir nächste Woche in Holland gehen wird, alleine. Ich spüre, auch mein Herz dehnt sich. Ich suche mehr Gesellschaft. Und ich werde sie finden ….

Ich darf mich jetzt selbst in den Arsch treten. Einmal mehr hilft mir das Schreiben. Mich in Bewegung zu setzen. Und nicht zu jammern, über all die verlorene Zeit dieses Tages. Sondern zu jubeln, über all die gewonnenen Einsichten dieses Tages.

Ausgedehnt! Dieser Tag gehört mir und mein Leben gehört mir und ich kann es gestalten. Das Gestalten ist dabei wirklich anstrengend. Aber – es muss. Es muss. Wirklich, ein Muss. Ich gehe jetzt. Einkaufen.

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