Fasten Ente

Mehr Ente. Pommesente. Oder eher Hase. Schokohase. Hasengeflüster. Entengeschnatter. Hinten, im Schrank, zusammen mit ein paar Lutschern und Bären aus Gummi. Ein Geraschel. Es versteckt sich!

Verstecken spielen, das tue ich auch gerne. Mit mir selbst. Ich verstecke Bedürfnisse. Bloss nicht hinsehen, warum. Warum will ich denn fasten? Will ich wirklich fasten? Was bedeutet das, wenn ich faste? Wie ging es mir zuletzt, vor 20 Jahren, als ich gefastet habe? Und wenn es gut war, warum habe ich es nicht regelmäßig wiederholt?

Naja, das Wort regelmäßig sagt es vermutlich schon. Darin versteckt sich mein Lieblingswort, REGEL, und dazu ein mäßig, was eher negativ besetzt ist in meiner Gedankenwelt. Dinge laufen mäßig. Naja. Hauptsache, sie laufen. Regelmäßig ist also nicht mein Lieblingswort und entsprechend schwer fällt es mir, Dinge geregelt und mäßig zu tun. Ein Ab und An wäre ja auch ausreichend gewesen. Alle 20 Jahre ist halt irgendwie – eine lange Weile.

Es gibt gute Gründe, zu fasten. Man sollte die finden, die zu einem passen. Heute, in der Fastenvorbesprechung mit 18 Frauen aus der Kur, da war mir der Blick auf das Warum zu kurz, zu schnell, zu allgemein gehalten. Ja, ist toll für die Gesundheit. Kann Entzündungen im Körper bekämpfen. Hilft der Verdauung. Was weiß ich. In der Theorie klingen Dinge oft toll. Das heißt noch nicht, dass ich es deshalb auch tue. Weil.

Es kostet Überwindung

Wirklich viel Überwindung! Die Vorstellung, Alle essen, nur ich bekomme nichts, löst direkt ein Mangelgefühl bei mir aus. Ein Gefühl von Vernachlässigung. Ein Gefühl von Not. In der Not muss ich dann schnell noch einen Osterhasen vernaschen, so gut kann der sich gar nicht vor mir verstecken.

Warum also. Warum will ich fasten? Warum wollen all die anderen Frauen fasten? Ich ahne, wir finden das in der kommenden Woche heraus. Ich für mich darf heute beginnen, mir die wirklich wichtigen Fragen zu stellen. Und die Antwort, ich will mal eben 5 Kilo abnehmen, ist halt die vollkommen falsche Antwort. Natürlich will ich 5 Kilo abnehmen. Das wird allerdings nicht mit Fasten gelingen. Weil. Natürlich isst man ab Tag 6 langsam wieder und natürlich holt sich der Körper das verlorene Wasser-Gewicht zurück. Das gute Gefühl, abzunehmen, ist nicht dauerhaft. Es ist nur eine kleine Begleiterscheinung. Fasten, um Abzunehmen, ist ein Ansatz, der vorprogrammiert ist für frustvolles Misslingen.

Frustvolles Misslingen wünsche ich mir ja nicht. Ich wünschen mir Lustvolles Gelingen. Und wieder die Frage – Warum?

Warum will ich fasten?

Was bewegt mich? Was ist mein Antrieb? Es ist egal, welche Gründe meine Mitfastenden haben. Für mich ist allein wichtig, zu wissen, was ist meine Motivation? Was ist das Ziel?

  • Abnehmen (ich gebe es zu, ich will natürlich abnehmen – es wäre geheuchelt, wenn ich das nicht zugeben würde)
  • Anfangen
  • ins Ziel laufen
  • Zucker reduzieren
  • den Nagelpilz aktiv bekämpfen
  • mich selbstwirksam fühlen
  • stolz sein auf das, was ich schaffe
  • gesünder Essen nach dem Fasten
  • meiner selbst bewusster werden

Abnehmen sollte, wie gesagt, nicht die Motivation hinter dem Fasten sein. Es wäre aber vermutlich bei allen anwesenden Frauen gelogen, wenn wir sagen würden, ach, Abnehmen, das brauche ich ja wirklich nicht … Ich kenne kaum Frauen, die Mütter sind, die nicht ein bis zwei Kilo loswerden wollen. Gerne über Nacht und schmerzfrei.

Über Nacht

Über Nacht und schmerzfrei wird das hier nicht funktionieren. Wir sollen das Glaubeersalz am Abend trinken – das kann bedeuten, dass die Nacht auf dem Klo verbracht wird. Je nach Menge der Schokoladenostereier, die am Sonntag vorher vernascht wurden. Eventuell ja die Letzten ihrer Art, da muss man nochmal zuschlagen … Ich kenne mich. Ich werde am Sonntag noch Schokolade essen. Es ist ja immerhin Ostern. Am Montag ist dann Entlastungstag und am Montag Abend wird abgeführt. So der Plan.

Eine Abnahme wird es geben. Es wird auch, ab circa Tag 4, eine Zunahme geben. Eine Zunahme an Energie, Lebensfreude, Schwung, Kraft, Kreativität. Ich habe das bereits erlebt. Es ist wie Fliegen, nur am Boden. Es ist pures Glück. Stärke. Kontrolle. Sich im Griff haben. Der Hunger geht und es bleibt ein Gefühl von ganz sein. Sich sein. Sicher sein. Wieder mehr im Körper sein. Sich spüren.

Das ist es, was ich will. Neben der Abnahme. Neben dem Entzug von Zucker, um nach der Kur aktiv den Darm zu sanieren und mich auf die Füße zu stellen, um den Nagelpilz, der mich seit über 10 Jahren begleitet, loszuwerden. Einen ersten Schritt darf ich tun. Viele erste Schritte, die ich in den letzten Tagen, Wochen, Monaten gegangen bin. Dieser hier gehört dazu.

die Maslowsche Bedürfnispyramide

Mit Blick auf die Maslowsche Bedürfnispyramide stehe ich immer noch auf der ersten Ebene … bei den psychologischen Bedürfnissen. Die da wären – Nahrung, Trinken, Schlaf, Körperliches Wohlbefinden …

Ich möchte mich persönlich weiterentwickeln. Dazu gehört, bei den grundlegenden Dingen anzufangen. Ich kann nicht irgendwo oben herumbasteln, ohne vorher die Basis gesichert zu haben. Das wäre sinnlos. Ich würde ständig wieder abstürzen. Darauf kann ich getrost verzichten.

Ich kann – weiter auf der ersten Ebene herumdümpeln, bei Stress Schokolade essen, mich wenig bewegen und sonstige destruktive Verhaltensweisen an den Tag legen. Oder ich kann einen Neuanfang wagen und den Blick auf meine wirklichen Bedürfnisse lenken. Warum esse ich denn? Und wann? Und warum bin ich manchmal einfach nicht zu sättigen? Was benötige ich, um mich satt zu fühlen? Was brauche ich wirklich?

Ob ich Fasten brauche, ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass es besser ist, jetzt zu fasten, als weiter gar nichts zu tun. Es bietet sich an. Es ist hier, mit mir andere Frauen, wir können uns als Gruppe motivieren und gegenseitig über die Ziellinie schubsen. Wir können ein Team werden. Und ich kann wachsen. Vielleicht kann ich anderen beim wachsen helfen. Dann ist es doppelt schön!

Es ist nur einen Schubs weit entfernt! Ich darf mir selbst zutrauen, mich ohne Nahrung gesättigt zu fühlen. Mehr Fülle. Weniger Mangel.

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