Kur Tag 8

Ein weiterer Tag in Sonne getaucht. Zuckrig angefroren am Morgen, knirschend auf dem frostigen Boden beim Spaziergang.

Frühling am Nachmittag, ein laues Lüftchen und ein Singen. Und die Frage, “Mama, warum darf ich auf dem Spielplatz nicht singen? Ich verstehe, dass ich das drinnen in der Gruppe nicht darf, weil es die Anderen stört. Warum aber auf dem Spielplatz? Warum stört das?”

Gute Frage. Ich habe eben meine Gegenfrage notiert, die ich ihm morgen stellen werde. Sie lautet, “Warum darf ich daheim nicht singen? Was stört dich daran, wenn ich singe?”

Ich bin sehr gespannt auf seine Antwort. Er sagt mitunter zu mir, ich sollte aufhören, wenn ich daheim singe. Dabei ist mein Singen ein Ausdruck absoluter Lebensfreude. Besser kann es mir kaum gehen als wenn ich singe.

Ist es das, was die anderen Kinder stört, wenn er singt? Ist er zu fröhlich? Kann man zu fröhlich sein? Er singt ja nicht, also, keine Lieder. Er trällert, pfeift, plappert, zwitschert. Er macht Quatsch. Er ist albern. Er ist frohlockend. Warum – stört das andere? Im Grunde tut er nichts schlechtes und dennoch war ich vorhin versucht, ihm zu sagen, dann halt nicht zu singen. Wenn es doch die anderen Kinder stört…

Ich wieder. Die Stimme aus dem Off. Meine Worte, in Kindheit zu oft gehört. Der Missklang in meinem Leben.

  • Du kannst nicht singen. Du singst zu hoch. Du singst zu schief. Sing nicht so laut.
  • Und sprich nicht so laut. Und nicht so schnell. Du sprichst viel zu schnell.
  • Schreib mit rechts. Mit links schreibt man nicht.
  • Du kannst nicht tanzen. Du bist ein Trampel. Du hast kein Gefühl. Tanz nicht so eng mit den Jungs, das macht man nicht.
  • Lach nicht so viel. Du bist so albern. Und viel zu laut. Du lachst zu laut.

Ich war – zu laut, zu viel, zu bewegt, zu beschwingt. Verdammt. Ich will, dass mein Kind singt. Wie fördere ich seinen Mut?

Vielleicht lasse ich mir mal vorsingen. Vielleicht trifft er noch den falschen Ton? Ich möchte in der Begleitung meiner Kinder die richtigen Töne treffen. Damit Harmonien entstehen, und keine Kakaphonien.

Ich ahne, eventuell singt er tatsächlich gerade von seinem Lieblingsthema, Lieder aus dem Kaka-Pipi-Land 🤔🤣🤣🤣

Ich finde das mal heraus, morgen. Vielleicht braucht er einfach mal ein neues Lied. Ich selbst – singe hier noch nicht, hatte heute aber Momente, in denen ich über den Flur gesummt bin und mit dem Kunde geträllert habe. Es nimmt also Form an. Eventuell singe ich mal mit K5 auf dem Spielplatz 😇

Ansonsten hatte ich heute Zeit, über das bevorstehende Fasten nachzudenken. Außerdem hatte ich Akupunktur. Und einen Ausflug mit Kaffee und Kuchen. Beides lockt mich gerade weniger. Das gefällt mir sehr gut! Weniger Kaffee und Kuchen, mehr Albernheiten und Singen.

Meinem Fuß geht es besser. Ich bin heute dennoch spazieren gegangen, und es ging uns gut dabei. Meinen Füßen und mir. Ich fotografiere viel momentan, auch das ist ein Zeichen dafür, dass es mir gut geht. Ich sehe Nuancen und halte inne, um sie in einem Bild einzufangen. Wie Töne eines schönen Liedes….

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