Fasten im Mai, Tag 2

Gerade kam ein Gefühl von Hunger um die Ecke gebogen, ich habe es in Wasser ertränkt. Funktioniert, zumindest vorübergehend. Dennoch höre ich ein leichtes Grummeln in meinem Magen und hatte heute auch noch etwas Stuhlgang. Ich überlege, dass ich mir wohl einen Einlauf gönnen darf, morgen. Nochmal weiter leer putzen, das Innere.

Das Innere putzt derweil auch ohne den Einlauf schon fleißig an sich herum. Es kommen Themen hoch, die mir durchaus bekannt sind und mit denen ich mich dennoch wenig befasse. Themen wie –

Hey, ich wache heute morgen auf und fühle mich Mega! Ausgeruht und frisch im Kopf. Und der erste halb bewusste Gedanke ist: “Menno, es gibt gar nichts zu freuen heute, ich darf ja nichts essen.”

Das hat sogar mich kurz sprachlos gemacht. Weil. Ich wache heute morgen auf und fühle mich Mega und denke ans Essen? Und das ist das Einzige, das mir Freude bereitet an einem ganz normalen Tag? Oder gibt es hoffentlich noch andere Dinge, die mich erfreuen können, ganz ohne Essen? Hilfe?

Ähnliche Gedanken hatte ich auch beim letzten Fasten, sogar schon vor dem Fasten. Ein – was tue ich da bloß, ohne Essen ist das ganze Leben nix. Worauf soll ich mich freuen? Etwa aufs Meeting? Oder den Spaziergang? Oder – die Kinder? Das ist doch alles wenig erfreulich, es sei denn, ich kann es mit Essen garnieren.

Essen, beim Meeting (ja, kommt vor).

Essen, beim Spaziergang (entweder beim Laufen oder danach, im Café)

Essen, mit den Kindern (ja! täglich! mehrmals!)

Und nun, was sagt mir das? Essen ist lebensnotwendig, wichtig, immer, überall? Essen ist weit mehr als Nahrungsaufnahme, soweit ist mir das völlig klar. Essen ist auch Gemeinschaft, Freude, Austausch, Nähe.

Was Essen bei mir auch ist, ist – Trost, Belohnung, Wertschätzung.

Voll die geile Wertschätzung, wenn man sich nach einem langen Arbeitstag oder in einer vergleichbaren Situation mal so eben eine Tafel Schokolade gönnt, oder Fast Food, oder ein belegtes Irgendwas. Ja! Ganz großartig! Ähnlich geil wie die restliche Wertschätzung, die ich mir mitunter so gönne. Wie, mich mit mich selbst beschränktenden Gedanken faul auf dem Sofa zu liegen. Und ja, ich darf auch faul auf dem Sofa sein, kein Thema. NACHDEM ich mich bewegt habe und ohne mich selbst abwertende Gedanken …

Nun, ich will die Tiefen heute nur ankratzen, für ganz viel Tiefe fehlt mir die Muße. Es reicht, wenn ich mir bewusst mache, was Essen für mich ist. Und was ich in Zukunft will, das Essen für mich ist. Es soll Genuss bleiben, Liebe, Wertschätzung, Freude! Als Trost und Belohnung darf Essen sich verkrümeln. Trost und Belohnung darf ich an anderer Stelle suchen – in mir, in Bewegung, in einem Lachen, auf einer Wiese liegend und in den Himmel schauend, WAS WEISS ICH! Was ich weiß? Nun, noch – bin ich im Wissen finden. Noch funktioniert Essen als Trost, oft als Belohnung. Auch, bei Müdigkeit. Wie gestern Nachmittag, als ich so müde war, dass ich gerne gegessen hätte. Ich habe das gut umschifft und mir für heute Nachmittag vorgenommen, dass ich K5 zu Fuß im Hort abhole. Ein Hallo Wach in Bewegung.

Ansonsten habe ich heute einen philosophischen Frosch gefrühstückt, der schon beim Spaziergang am Morgen fröhlich durch die Gegend hüpfte und mir auch weiterhin viele Fragen stellt. Das ist okay so. Ich habe ihm Honig gegeben, damit er auch satt bleibt. Und – eben halt – ein wenig Wasser.

Wasser hilft wirklich, wenn ein Hungergefühl aufkommt. Und – da haben wir sie wieder – Bewegung. Ich bewege mich jetzt zurück an die Arbeit und tanze dabei vorher durch den Flur. Dann steht Schreiben auf dem Programm und dann – gehe ich etwas Gemüse und Brot einkaufen, für die Family. Nachher gibt es wieder Gemüsebrühe und heute mag ich mich an einem Fenchelsaft versuchen. Ich habe noch nie eine Fenchel entsaftet. Wie das wohl schmeckt? Ich bin sehr gespannt!

Die Waage sagt im übrigen 70,3 Kilo und der Bauchumfang ist bei 92cm mit Tendenz zu 91cm. Ich fühle mich rundum wohl!

Nachmittagsfasten

Yeah! Ich habe den Nachmittag deutlich besser hinter mich gebracht als gestern! Fast könnte ich sagen, mein Nachmittag war fröhlich und fast ausgeglichen. Und das ganz ohne Essen! Der Hammer 😉

Ich habe die Strategie wie geplant umgesetzt. 16:30 Uhr, Jacke an, Schirm mitnehmen, K5 im Hort abholen. Genau dann kam für 5 Minuten eine kleine Sintflut herabgeregnet, die dank Schirm gut an mir vorüber gegangen ist. Es war allerdings witzig und hat auch K5 Spaß gemacht, zwischen und in den Pfützen nach Hause zu hüpfen. So ein plapperndes und fröhliches Schulkind macht einen automatisch wach. Das war eine gute Idee!

Außerdem habe ich das Abendessen früher vorbereitet, so dass wir um 18:00 Uhr bereits essen konnten. Das ist einfacher für mich, weil ich nunmal zu dem Zeitpunkt Hunger habe. Und mit Hunger und ohne Essen werde ich dann doch etwas unleidlich.

Morgen bin ich am Nachmittag in der Firma. Wir haben einen Talk und Menschen im Büro, die Pizza essen werden. Der Talk beginnt um 17:30 Uhr, so dass ich wohl dann meine Brühe löffeln werde. Und die Pizza kommt 18:30 Uhr und ich schließe mich dann einfach für eine Stunde im Klo ein oder so. Ich könnte vorher Pflaumensaft trinken, dann wird das sowieso notwendig 😉

Nun denn. Planung. Ist bekanntlich alles. Ich stelle fest, ganz nebenbei, dass ich mich selbst verblüffe. Ich habe dieses Fasten geplant, mich mental darauf vorbereitet und alle Besorgungen wie Glaubersalz oder Körperöl rechtzeitig besorgt. Das ist tatsächlich erstaunlich, weil ich oft Dinge zwar grob plane, dann aber spontan ausführe. Das klappt meist sehr gut. Bei so disziplinierten Dingen wie Fasten ist es allerdings wenig empfehlenswert. Gerade die mentale Vorbereitung ist wichtig. Das Warum. Das Wie. Das Abwägen, esse ich jetzt dem Kind das halbe Hähnchen weg oder kann ich darauf verzichten.

Und auf was kann ich noch verzichten?

Eine gute Frage, eine einfache Antwort: auf Fenchelsaft ohne Alles. Fenchel als Saft ist sicher super mit – Apfel, zum Beispiel. Oder Karotte. Vielleicht. Aber ohne alles gewinnt Fenchelsaft jetzt keinen Blumentopf bei mir 😉

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