Fasten, Tag 2

Jetzt geht es wirklich los! Mit zwei Tassen Tee zum Frühstück 🙂

Und mit essenden Gedanken, beim Aufwachen. Schon im Schlaf träume ich eine Situation mit essen: ich, in einem Café. Ich, in einem Café, ist die Idee von purer Zufriedenheit. Alle meine Kinder wissen, wenn wir unterwegs sind, Mama mag einkehren, in ein schönes Café. Und alle meine Kinder lieben – schöne Cafés. Total erstaunlich 😅🤣🍰

Ich darf mir heute morgen also gut zureden und mich mental abholen. Das ich das will. Fasten. Und dass das Café nicht weglaufen wird. Es wird auf mich warten! Ich brauche es gerade nicht!

Geschlafen habe ich ansonsten sehr gut, tief, ohne Unterbrechung. Mein Darm hat auch geruht. Und heute morgen noch ein wenig losgelassen. Es fühlt sich schon jetzt viel ruhiger an im Bauch und – flacher. Ein wenig.

Da ich mich vorher nicht gewogen habe, werde ich auch nicht herausfinden, wie viel Wasser in Form von Gewicht ich verliere beim Fasten. Und irgendwie ist das auch gut so. Es ist nicht wichtig. Vielleicht kann ich auch daheim das tägliche Wiegen “fasten”. Es geht ja auch hier ohne…

7:00 Uhr

Wir sind, wie jeden Morgen, die (beinahe) ersten müden Geister im Speisesaal. Wobei ich zugebe, es passt gerade sehr gut, vom Aufstehen her. Mein Sohn ist schlapper als ich, gefühlt. Er hustet, seit heute morgen, und isst wenig. Ich habe Sorge, dass er entweder krank wird oder so wenig isst, weil er denkt, es sei eine gute Unterstützung für mich … Ich darf abwarten, wie sich das entwickelt und Hustenbonbons kaufen. Aus der Apotheke. Die liebt er und er fühlt sich mit Salbei-Bonbons auch direkt wieder gesund. Es kann so einfach sein 😉

Ich selbst bin innerlich wieder ruhig. Die leichte Gedankenunruhe beim Aufwachen ist einem “ich mach das jetzt, alles ist gut” gewichen. Der Tee schmeckt hervorragend, wobei ich überlege, was ich wirklich schmecke. Ich glaube, nur die Süße des Honigs. Da sind acht Kräuter im Tee, es könnte auch Hagebutte sein … Nun denn. Ein Thema für später.

8:00 Uhr

Gemeinsam Zähne putzen und mein Sohn geht wieder in die Betreuung. Er hat spitz bekommen, dass ich heute so gut wie keine Termine habe. Den Zahn, dass er dann auch mit mir auf dem Zimmer sitzen und stundenlang Biberbande spielen könne, habe ich ihm direkt gezogen. Ich weiß zu schätzen, dass ich heute nur Verlaufskontrolle der Kurmaßnahme habe, und ansonsten meinen eigenen Verlauf kontrolliere. Der eigene Verlauf sieht vor, Zimmer aufräumen, heute kommt die Dame, die die Zimmer reinigt. Und, den Fastentisch aufsuchen und mich in die Fastenliste eintragen. Wir sind gar nicht so viele Fasterinnen wie am Einführungstermin teilgenommen haben. Ich kann das gut verstehen – es braucht doch eine dicke Schippe Disziplin. Das Hirn will die ganze Zeit essen, verrückt. Ein leichtes Hungergefühl habe ich auch, gegen 8:30 Uhr. Wasser trinken hilft.

9:00 Uhr

Ich habe mir einen Topf geliehen. Um Wasser kochen zu können, für meine Wärmflasche heute Mittag. Außerdem bin ich am Fastentisch kleben geblieben und habe mich gut unterhalten. Zwei der Frauen, die mir ein wenig ans Herz gewachsen sind, sind mit in der Fastengruppe, daraus ergibt sich eine schöne Energie. Ich glaube, das wird eine großartige Woche! Rückblickend werde ich mich feiern für meine Disziplin. Ich hoffe stark, dass ich mich auch zwischendrin feiere. Noch mache ich eher ironische Witze um mich selbst zu bestärken.

Tatsächlich geht es mir körperlich gut. Ich habe keine Kopfschmerzen und kein starkes Hungergefühl. Ich bin nur etwas verlangsamt, sowohl im Denken als auch im Tun.

10:00 Uhr

Ein bisschen was tue ich dennoch – mein Bett frisch beziehen. Ich habe mir heute frische Bettwäsche geben lassen. Ich vermisse meine eigene Bettwäsche … die hier ist weiß und kratzig, wie das halt so ist – kein Grund, zu klagen, höchstens über die normalen Laken. Was bin ich doch verwöhnt von Spannbettlaken daheim. Das geht so viel einfacher. Warum man das nicht auch in Kurkliniken nutzt, es ist mir ein Rätsel. Das ich nicht zu lösen gedenke.

Andere Rätsel lösen sich gerade ein wenig in meinem Hirn. Beim quatschen am Fastentisch ist mir eine Erkenntnis in den Schoß gefallen. Eine, die mir nicht so gut schmeckt, die ich aber jetzt, sehenden Auges, nicht mehr ausweichen kann. Ich wundere mich seit Wochen über meine immer schlechter werdende Haut. Fühle mich alt. Das Haar hat wenig Glanz. Ich habe allgemein das Gefühl, seit Weihnachten um Lichtjahre gealtert zu sein. Natürlich, ja, ich werde 50, da darf man auch so aussehen, JAHA! Ich weiß. Und dennoch. Inzwischen sieht mein Gesicht sogar aufgedunsen aus. Wann hatte ich das zuletzt?

Mit 19, 20 Jahren. Da hatte ich eine starke Abhängigkeit von Cola, mit bis zu 2 – 3 Litern, die ich am Tag getrunken habe. Cola. Weil, viel trinken ist ja wichtig.
Ich trinke inzwischen wieder regelmäßig Cola und andere Süßgetränke. Seit ich im neuen Job bin. Da gibt es einen voll gefüllten Kühlschrank mit allerlei coolen Süßgetränken und ich tappe in die Falle, in die ich immer tappe – Es ist umsonst? Ja, dann wäre ich ja schön blöd, das nicht zu trinken (oder zu essen)…

Ich realisiere, Süßgetränke und im speziellen Cola sind der letzte Müll. Gehören von meinem Speiseplan gestrichen. Da können sie noch so kostengünstig oder gar umsonst sein. Mal eine Cola – voll okay. Jeden Tag Cola – nicht okay. Meine Haut wird hier, momentan, von Tag zu Tag besser. Ich bilde mir diesen Zusammenhang garantiert nicht ein.

Bleibt, für daheim einen neuen Plan zu kreieren. Der da sagt, die Süßgetränke bleiben im Kühlschrank und sind nur für ab und an. Auch der Kaffee, der mir null schmeckt, bleibt stehen. Den Obstsalat, den es jeden Tag im Büro gibt, esse ich am Nachmittag, da habe ich immer ein kleines Hungerloch, da passt er bestens hin. Am Vormittag, zwischen 7 und 12, brauche ich kein Essen. Jetzt nicht – und später auch nicht. Change!

10:30 Uhr

Gestärkt mit dieser Erkenntnis samt Vorsatz gehe ich raus. Spazieren. Die Sonne lockt gerade ein wenig, gepaart mit dicken Regenwolken. Frischer Wind, klare Luft, wunderbar! Ich gehe und denke und denke und gehe und fühle mich mit jedem Schritt klarer, leichter, entschlossener. Und wacher. Wunderbar!

Ich zücke auch wieder den Fotoapparat und mache viele Bilder. Das ist für mich selbst immer das Zeichen, dass es mir wirklich gut geht. Detailverliebt. Wolkenverhangen. Ein paar ausdrucksstarke Bilder nehme ich mit ins Kurheim.

Und, etliche ausdrucksstarke Gedanken, auch tiefere Gedanken zum Thema Cola. Die lebe ich auf anderer Ebene aus 🙂

12:00 Uhr

Mittagessen! Brühe Löffeln! Am Fastentisch, der für uns Fastende eingerichtet wurde. Ein Witz, der Tisch. Ganz hinten im “kinderfreien” Bereich des Speisesaals. Hölle laut da.

Wirklich und wahrlich, ich sitze lieber im normalen Speisesaal, auch ohne Kind. Da ist es ruhiger als in diesem Raum. Heute nehme ich den Lärm der schnatternden Mütter noch deutlicher wahr als an anderen Tagen. Es stresst mich. Fasten, das soll in Ruhe und so. Ruhe ist anders…

Davon abgesehen ist es sehr schön, sich die Brühe und den Tomatensaft mit anderen Fastenden zu teilen. Der Austausch untereinander tut gut! Die Brühe als solche tut weniger gut. Sie ist okay. In Thermoskannen abgefüllt. Dazu Tomatensaft. Alles soweit ein wenig lieblos angerichtet und die Brühe ist instant. Das finde ich ziemlich schade. So schwer kann es nicht sein, ein wenig Brühe für 7 fastende zu kochen…

Instant ist halt – nicht frisch.

Frisch fühle ich mich auch nicht, daher geht es jetzt zum ausruhen. Ins Bett.

13:00 Uhr

Leberwickelzeit. Ich koche mir Wasser und fülle meine Wärmflasche, dazu ein Handtuch, zur Hälfte nass. Das Handtuch kommt unter den rechten Rippenbogen, die Wärmflasche darauf, und der Rest vom Handtuch über die Wärmflasche.

Ich bastele mir das zurecht, im Bett, liegend, mit dicken Socken an. Wunderbar. Den Leberwickel lasse ich gut 30 Minuten drauf. Danach – schlafe ich einfach so weiter. Bis der Wecker klingelt.

15:00 Uhr

Aufstehen! Sagt der Wecker. Der Körper sagt Ja, allerdings springe ich nicht wie der junge Frühling aus dem Bett. Ich bin weiterhin im Müde-Modus und mache langsam. Ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, ein wenig warmes Wasser in den Bauch, ein wenig eincremen und lesen. Es geht mir gut. Die Gedanken sind auch ruhig und ich vermisse gerade nichts.

16:00 Uhr

Bevor wir nachher basteln gehen, fahre ich nochmal in den Ort. Die Salbei-Bonbons für meinen Sohn kaufen. Und auch, eine Packung Nurofen Fiebersaft. Irgendwie habe ich da so ein Gefühl –
Nebenan ist der dm, der sich auch über einen Besuch von mir freut. Ich hole mir ein neues Öl und eine Massagebürste. Fürs Wohlfühlen beim Fasten. Autofahren geht problemlos, auch mein Kreislauf ist völlig stabil. An der Futterauswahl im dm kann ich problemlos vorbeilaufen. Es interessiert mich gerade nicht.
Nur in der Babyabteilung verweile ich kurz. Zum einen, um meinem Sohn ein paar Quetschies zu holen (die er normalerweise gar nicht mehr trinkt, aber hier freut er sich ab und an darüber). Zum anderen, um kurz durchzuatmen. Tatsächlich riecht es in der Babyabteilung anders. Irgendwie – pudrig. Das ist erstaunlich, ich versuche, diesen Geruch zuzuordnen, das allerdings will mir nicht gelingen.

17:00 Uhr

Ich sitze mit meinem Sohn beim Abendessen. Basteln haben wir abgesagt. Ich habe ihn ziemlich abgeschlagen und müde in der Betreuung abgeholt, er fiebert bereits ein wenig. Daher gehen wir direkt essen. Also, was man so essen nennt 😉

Für mich gibt es wieder die Instant-Gemüsebrühe und dazu einen Apfelsaft. Warum es Apfelsaft am Abend gibt, ich habe keine Ahnung. Ist auch egal, er schmeckt – süß. Verrückt. Wer hätte das gedacht? Die Brühe schmeckt – keine Ahnung, schmeckt die? Ich löffele sie einfach. Parallel hole ich meinem Sohn einen Quark (den er isst) und ein Stück Brot (bei dem er zumindest mal abbeißt) und unterhalte mich mit anderen Fastenden. Es geht uns soweit allen gut. Wir sind erstaunlich unhungrig 🙂

18:00 Uhr

Eine Runde Biberbande geht noch! Sagt der Sohn. Der dabei ziemlich erschlagen auf dem Bett liegt. Wir spielen und danach kuscheln wir, soweit das geht, auf 90cm Bettbreite und mit einer Mama, der öfter mal die Schulter oder die Hüfte weh tut …
Es geht ein wenig. Es tut ihm gut. Es tut mir gut. Ich hatte es schon geahnt, dass er krank wird, und im Grunde ist mir das lieber, als wenn er wenig essen würde, um Mama beim Fasten besser zu begleiten.

Krank ist in Ordnung. Wir finden eine Lösung für meine Anwendungen morgen. Allein, das zu formulieren, ich habe das heute morgen auch formuliert – ist schon schwierig. Ein – ich habe morgen Anwendungen, und du bist bitte gesund – das geht nicht. Die Kinder sind keine Maschinen. Im Alltag wird unausgesprochen erwartet: du bist gesund und gehst in die Schule. Ich muss arbeiten.
Es erschreckt mich, das gerade so deutlich wahrzunehmen. Ich erwarte, dass wir gesund sind. Ich, natürlich. Und auch die Kinder. Der Job braucht uns. So ein Rotz! Wenn man da mal länger drüber nachdenkt, ist das traurig. Krankheit braucht ihren Raum, und wir alle dürfen ab und an krank sein. Es gehört dazu. Jetzt gehört es hier dazu.

Wir putzen noch gemeinsam die Zähne, und ich habe ein wenig ein komisches Gefühl im Mund. Ich weiß, dass mir bald die Zunge “beschlagen” wird, auch das kommt jetzt. Ich stelle fest, den Zungenreiniger habe ich vorhin im dm vergessen. Naja. Immer ein schöner Grund, mal mit lauter Musik im Auto durch die Gegend zu fahren …

19:00 Uhr

Kind im Bett, ich müde. Ich kann berichten, dass ich ein wenig friere. Und das mein Magen grummelt. Bestimmt vom Apfelsaft. Ansonsten – ist jetzt meine Zeit, ich schreibe, aktuell sehr viel – und ich werde später dankbar sein, all das geschriebene lesen zu können! Und ich trinke. Ich komme auf 2,5 Liter Wasser heute, zusätzlich 750ml Tee, 500ml Brühe und 400ml Saft. Das sollte ausreichend sein.

Die leichten Kopfschmerzen vom Mittagessen haben sich verabschiedet, schon nach dem Mittagsschlaf ging es mir deutlich besser. Jetzt bin ich einfach nur – ein wenig müde, träge, langsam. Ich gehe heute nicht in die Sauna. Und ich gehe bald schlafen. Ich bin – vor allem stolz auf mich! Der erste Tag lief reibungslos, super, großartig! Von ein paar verfressenen Gedanken abgesehen. Mit denen komme ich derweil noch gut klar.

21:00 Uhr

Zum Abschluß des Tages gibt es jetzt noch eine Gesichtsmaske für mich und ein wenig lesen in meinem Buch. Thats it. Gute Nacht!

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