Ideensumpf

Eine Wiese, satt von Regen. Die Badeschlappen machen schmatzende Geräusche, beim aus dem Sumpf ziehen. Die Ideen auch. Manche klingen auch ein wenig genervt, dass sie nicht einfach liegen bleiben können. Ist so schön sumpfig nass. Auf der Wiese. Sonst, eine sehr grüne Wiese. Im Sommer, mit Liegestühlen. Auf den Liegestühlen, nackte Wahrheiten mit Longdrinks. Oder mit Milchschaum verkleideten Kaffeespezialitäten. Es ist ein sonniges Flirren. Im Sommer. Im Herbst – ein Sumpf. Ohne lange Kaffeespezialitäten, dafür mit Schlappen, die schmatzende Geräusche machen …

Auf der sumpfigen Wiese. Bleibe ich auch mal in meinen Gedanken stecken. Eine Idee tropft mir vom Bauch und ich denke, ach, Mist, die finde ich in dem Morast auch nicht wieder… Schade, so ein Verlust! Und da kommt direkt der nächste Geschichtengedanke und perlt mir von der Schulter. Naja. Sumpf halt. Und umso mehr Geschichten versumpfen, umso lauter werden die schmatzenden Geräusche von Schuhen, die aus dem Morast gezogen werden …

Ich finde, in der Sauna sollten sie einen kleinen Weg anlegen über die Wiese. Mit ein paar Holzbrettern, zum Beispiel. Dann ist im Dunkeln eventuell die Rutschgefahrt auf sumpfigen Untergrund nicht mehr so groß. Es verirrt sich dann eventuell auch niemand mehr im Sumpf. Und ich finde meine Gedanken und Geschichten auch wieder. Auf einem Weg. Jedenfalls wäre das eine Idee. Ich habe ja ständig Ideen. Diese Idee könnte auch im Sommer nett sein, für das Personal, dass die Drinks und Kaffeespezialitäten an die Liegestühle bringt und den nackten Tatsachen serviert, was sie bestellt haben.

Ich glaube, dem immer leicht nervösen Inhaber gebe ich diesen Tipp mal kostenfrei mit. Jetzt, wo ich ihn aufgeschrieben habe, verliere ich diesen Gedanken eventuell auch nicht mehr. Jedenfalls sind die Chancen höher, dass ich Gedanken wiederfinde, wenn ich sie aufschreibe.

Vielleicht ist auch das ein Problem in der Sauna. Ich habe weder Zettel noch Stift in der Tasche. Ich habe nicht mal eine Tasche. Jedenfalls nicht, wenn ich nackt über die sumpfige Wiese laufe, und dabei aufpasse, dass ich nicht im Morast ausrutsche. Auf einem Gedanken ausgerutscht und in den Matsch gefallen – das wäre eine schöne Headline, denke ich.

Tatsächlich ist es so, heute Abend war ich um 22 Uhr allein im Außenpool. Kalt. Im Sommer hat das Wasser eine andere Temperatur. Nachts, mitten im Herbst, ist es kalt. Arschmannskalt. Deshalb war auch nur eine Frau im Pool. Ich. Bin mit all den Gedanken und Geschichten, die ich nicht auf der Wiese verloren oder unter der Dusche abgewaschen habe, schwimmen gegangen. Das Wasser hat sich in Bahnen mit mir bewegt. Zu sehen, wie sich im Dunkeln das Wasser kräuselt, zu fühlen, wie leicht es sich bewegt – – – Wenn mich etwas schwimmend anfasst, dann ist es bei Nacht. Es ist anders, wenn es dunkel ist. Intensiver. Vielleicht auch, weil ein Sinn ruht – der mit dem wahrnehmen. Den ganzen Tag blinken Lichter und Marketingbotschaten in meinem Hirn. Kein Wunder sehe ich mitunter Sterne.

Heute Abend im Pool gab es keine Sterne – zu bewölkt ist es aktuell und zu sehr regnet es. Es gibt aber natürlich eine Außenbeleuchtung und die spiegelt sich auch in dem gekräuselten Wasser, das mich umschließt. Seit ich Schwimmunterricht nehme, fühlt sich das Wasser liebevoller an. Ich habe mehr Sicherheit gewonnen durch liebevollen Umgang mit mir selbst. Das Wasser trägt mich nur.
Ach – über das Schwimmen, das Ertrinken und den Versuch, das eine zu lernen um das andere besser verhindern zu können – Also, über das Gesundwerden, über das Auftauchen aus schweren Zeiten und über die Leichtigkeit, die damit einhergeht, dass ich mich liebe – darüber wollte ich auch schreiben! Hatte ich fast vergessen. Liegt bestimmt auch auf der Wiese.

Tatsache ist, ich hatte mir vorgenommen, mehr zu schreiben, um zu verhindern, dass ich im Morast einer sumpfigen Wiese steckenbleibe. Tatsache ist auch, es regnet. Und ich habe meinen Schirm mit den Schmetterlingen verloren. Was kümmert mich das?

Ja, ich spiele mit Worten, tagtäglich. Ja, ich schreibe für die Firma, tagtäglich. Ja, ich werde dabei immer besser, lerne täglich dazu. Mein Schreiben für mich, das verliert sich im Lesen lernen mit K5 und im Bewerbungen schreiben mit K4. Beide Jungs haben mich gerade intensiv nötig. So wie ich es intensiv nötig habe, schwimmen zu lernen und allgemein täglich morgens Sport zu machen. Vielleicht schreibe ich einfach mal, was ich so den ganzen Tag lang mache und lese mir das selbst durch 😉
Um die Lücke zu finden, in der ich meine Gedanken aus dem Sumpf fische!!

Das schöne ist – sie sind ja nicht weg. Wenn es wieder Sommer wird und ich auf einem der Liegestühle ruhe, dann schaue ich bestimmt versonnen auf grüne Grashalme und sehe eine Geschichte schimmern, wie einen Tautropfen. Wie eine Träne. Voller Glück.

Ich hatte mir vorgenommen, meine Ideen täglich aufzuschreiben, immer einen Stift und ein Stück Papier dabei zu haben. Reminder an mich: man kann auch mit Kuli auf das Bein schreiben. Was früher für Spickzettel ging, geht heute sicherlich auch noch für kreative Ideen –

Ich hatte heute so einen schönen Tag! Im Regen! In der Sauna! Nackt schwimmen im kalten Wasser, ganz allein. Über die Wiese laufen, mit diesem matschig schmatzenden Geräusch. Einölen nach dem letzten Aufguss. Lange ruhen und schlafen im Liegestuhl (der allerdings wetterbedingt gerade drinnen steht). Gute Gespräche im Laufe des Tages und gutes Essen. Ich bin rundum wohlig versorgt. Es geht mir gut. Und ich fühle mich auch so – gut. Zufrieden. Eine intensive Woche ist zu Ende, zwei Bücher sind zu Ende gelesen, die erste Bewerbung von K4 ist auf den Weg gebracht und jetzt kommt ein Wochenende. Voller Geschichten. Ich schreibe ein paar davon auf.

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