ist es wichtig, dass ich reich bin?

oder reicht es, dass ich wichtig bin??

Heute ist ein friedlicher Tag. So ganz rundum, gedanklich, im Herzen, im Körper spürbar. Friedlich. Sonnenleicht.

Einer von den Tagen, an denen ich mittags dazu komme, einen längeren Spaziergang zu machen, in den Wald, durch Gässchen, verschlugene Wege und auch durch Wohngebiete. Direkt um uns herum wohnt einiges an Reichtum. Ab und an schaue ich bei denen gerne in die Gärten oder durch die Fenster, ich bin neugierig. Oft genug denke ich bei mir, ach, so würdest du auch gerne wohnen. Das war doch früher dein Traum, schön zu wohnen.

Meist laufe ich dann mit einem kleinen Stich im Herzen weiter. So eine kleine Unruhe, die sagt – siehst du, du hast es nicht geschafft. Du bist nicht reich! Da kannst dir kein solches Zuhause für dich und die Kinder leisten. Du kannst dir nicht mal einen Urlaub leisten …

Meine Schritte werden dann schwerer und aus dem kleinen Stich wird ein fettes Loch im Herzen. Weil, die Wahrheit ist, ich bin ein Pleitegeier. Immer gewesen. Keine großen Reisen, kein Welt-Erleben, kein tolles Haus. Nicht mal ein tolles Auto. Nichts dergleichen.

Heute konnte ich den Stich im Herzen abwenden. All diese Häuser, Gärten, Urlaube und Autos sind vor allem eines – eine Fassade, hinter der sich eventuell Geld verbirgt. Und mehr kann ich dazu nicht wissen und somit auch nicht sagen. Was weiß ich, ob Geld glücklich macht? Es macht sicherlich das materielle Leben etwas leichter. Und ja, ich würde gerne tolle Urlaube machen können. Glücklich?

Im letzten Urlaub war ich ziemlich unglücklich. Erst im Nachgang erscheint es mir als großes Glück, im Urlaub gewesen zu sein. Währenddessen war es anstrengend und ich war sehr traurig. Da hat auch das Geld nicht geholfen …

Reich sein. Finanziell unabhängig sein. Ich weiß nicht. Ja. Ist alles wichtig. Fehlt mir alles. Aber wenn ich immer mit Stichen im Herzen um anderleuts Gärten herumschleiche und mir wünsche, ich es wäre mein Garten – was hilft mir das? Die Stiche werden zu Löchern und die Sonne brennt sie gnadenlos aus.

Ich konnte heute weiter gehen und überlegen, wie leben sie wohl, die Menschen, in diesen Häusern? Hängen sie auch tagtäglich Wäsche auf? Haben sie Stress auf der Arbeit? Werden sie geliebt? Sind sie gechillt und gelassen oder rennen sie den ganzen Tag, um den Status halten zu können? Wie geht es ihnen wohl?

Parallel habe ich überlegt, wie geht es mir? Wie fühle ich mich? Wohin führt mein Spaziergang?

Heute habe ich einen Umweg genommen, quer durch die Lincoln Siedlung und an der Graffitiwand vorbei. Um festzustellen, nicht alles, was bunt ist, ist auch automatisch schön. Aber manches dann doch. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Es gibt Schönheit für Alle. Reichtum für Alle. Blumen, Gräser, Wald und Graffiti. Es ist schön, zu sein.

Daheim schweift mein Blick über das, was ich unser Zuhause nenne. Eine bunte Gerümpelbude voller Leben. Kinder, die heute ihr Zimmer aufgeräumt haben und ihren Teppich auslüften. Ein Balkon, auf dem ein knallgrüner Liegestuhl steht. Wir haben es schön. Wir haben genug. Wir sind reich an Liebe und bunten Sofakissen. Wir haben einen vollen Kühlschrank mit leckeren Lebensmitteln. Wir können essen, wenn wir Hunger haben und trinken, bevor wir Durst haben. Meine Kinder haben ein Zuhause voller Liebe. Wir sind reich!

Über die Wichtigkeit der eigenen Zufriedenheit denke ich gern ab und an nach. Vor lauter “in fremden Häusern” denke ich oft genug nicht daran, wie schön es in unserem Haus ist. In unserer Wohnung. In jedem Zimmer. In meinem Herzen.

Heute ist da kein Stich und auch kein Loch. Heute ist da Frieden. Zu.

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