Ladestation

Aufladen! Mein nächster Step für die 28 Tage Content ist erledigt. Ich lade mich auf. Auch, ich erhalte meine Arbeitskraft, auf allen Ebenen. Für mich. Für mein Buchprojekt. Für die Kinder. Für die Firma. Für uns Alle! Ich bin ja mehr als nur ich. In einigen Phasen meines Lebens war ich allerdings ausschließlich ich – sich um andere zu kümmern, sich um anderes zu kümmern, wirklich gut geht das in meiner Welt nur, wenn es mir gut geht. Das schöne Beispiel mit der Sauerstoffmaske im Flugzeug lasse ich jetzt mal weg. Ihr wisst, was ich meine.

Erst ich! Und wenn ich richtig aufgeladen bin, so ganz nachhaltig und ohne dass da ein Loch in meinem Akku ist – dann! Dann du! Dann ihr! Dann geht so viel!

An der Ladestation in der Küche hängt aktuell das Diktiergerät. Meine ins unreine gesprochenenen Texte für mein Buch hängen da dran. Das Gerät zeigt gerade ein “Please wait” und ich nicke. Geduldig. Warten, wenn ich eines gelernt habe in den letzten Jahren, dann ist es Geduld. Ich kann inzwischen sogar geduldig lächeln. Okay, dieses geduldige Lächeln ist mitunter etwas gequält, das kommt dann allerdings aufs Thema an. Mitunter bin ich auch weiterhin von der schnell ungeduldigen Sorte. Geduld, das ist bei mir ein längerer Prozess. Ich finde, das passt auch gut zum Grundthema 😉

Mir Hilfe holen

Bevor ich in den “Please wait” Modus kommen konnte, musste ich natürlich erst andere Dinge erledigen. Wie, das Diktiergerät finden. Okay, ich hatte es schon vergangenen Monat mal in der Hand, ich wusste also noch, wo es zu finden sei. Dennoch – auch das wollte erstmal erledigt werden. Schrank auf, kruschteln, Diktiergerät in den Händen halten und dann – feststellen, ein Ladekabel ist da irgendwie nicht mehr. Wo könnte das sein? Ich habe da so eine Schublade, in der alle möglichen Dinge liegen – in die Schublade haben ich einen oberflächlichen Blick geworfen. Um festzustellen, sie will aufgeräumt werden. Um weiterhin festzustellen, ich will nicht aufräumen. Um daraus schlussfolgernd darüber nachzudenken, wer könnte mir denn helfen mit diesem Thema?

So schnell in den Gedankengang “Hilfe holen” zu kommen ist im übrigen ähnlich untypisch für mich, wie geduldig zu sein. Es ist noch neu. Es fühlt sich allerdings ganz super an! Was habe ich mich Jahrelang herumgemacht, in der unterbewussten Annahme, mir Hilfe zu holen bedeute, dass ich Dinge nicht kann. Dass ich nicht gut genug bin.

Heute bin ich mir gut genug und frage halt meinen Teenager K4. Ob er eventuell so ein USB-Dings habe. Hatte er. Hat er mir hingelegt. Und als ich vorhin aus der Sauna zurückkam, bis in die Tiefe aufgeladen, da habe ich das Diktiergerät direkt an die Ladestation gehängt. Da hängt es nun und läd sich auf. Ich bin gespannt, ob es morgen früh immer noch mit “Please wait” vor sich hin blinkt. Ich hoffe, dass es morgen ready ist. Weil ich dann mal hineinhören werde, in meine Gefühle.

Bissi habe ich ordentlich Respekt davor. Da schlummert ein ganzer Liebeskummer samt Mutausbruch. Was wird das mit mir machen? Wie werde ich – erneut – fühlen? Kann ich mich verstehen? Oder finde ich mich total daneben? Ich bin schon lange nicht mehr die, die ich damals war. Ich bin viel mutiger, viel geduldiger, ich kann Hilfe annehmen. Ich kann mir aktiv Hilfe holen, ohne vorher hektisch Schubladen aufzuräumen –

Das Beste, wie ich finde, auch und besonders im Job spüre ich das: ich habe auch das für mich richtige Maß an Hilfe holen gefunden. Ich schaue erstmal selbst. Überlege dann, ist es sinnvoll, dass ich mir das Thema beibringe? Ist es sinnvoll, dass ich jetzt aufräume? Was ist mein eigentlicher Fokus, wo will ich hin? Aha, in die Sauna? Und dann jetzt die Schublade? Echt? Eher nein, weil, die Sauna, das war ja der Punkt, der total wichtig ist! So von wegen “ich erhalte meine Arbeitskraft”. Also – wenn ich etwas nicht kann und nicht kenne, frage ich nicht sofort, wo das Klo ist. Ich halte erstmal die Augen offen. Allerdings in einem guten Zeitrahmen, in die Hose wollte ich mir ja nicht machen … Und dann, dann frage ich halt. Ich weiß aber meist schon genau, was ich konkret fragen will. So dass mein Gegenüber mir auch direkt weiterhelfen kann. Entweder, indem er sagt, sorry, keine Ahnung. Oder, indem er sagt, klar, hier gehts lang!

Dabei sind noch andere Faktoren wichtig: die richtigen Menschen ansprechen! Wissen, wer kann mir weiterhelfen! Hätte ich jetzt K5 wegen eines Kabels gefragt, der hätte mir gar nicht helfen können. Der hätte eventuell mit mir die Schublade aufgeräumt. Das hätte uns Beide wenig weitergeholfen. Es ist schon fantastisch, wenn man weiß, wen man fragen kann, nachdem man festgestellt hat, dass man es nicht allein lösen kann oder es einfach zu lange dauert.

So, wie mein Chef letztens meinte, ich solle bitte einfach nur die Kosten für die Konferenz, die wir planen, herunterschreiben. Weil ich sagte, Juhu, ich mache da eine Excel-Tabelle, gar kein Problem! Er kennt mich allerdings. Es könnte schon passieren, dass ich wertvolle Zeit (Stunden, quasi) damit verbringe, besonders schöne Wenn-Dann-Formeln für meine Tabelle zu suchen. Ich weiß schon, wie das geht. Es dauert nur lange, dieses Wissen wieder auf die Straße zu bringen. Der Grund ist simpel, ich habe keine mathematische Grundbegabung. Und die muss ich auch gar nicht haben. Meine Zeit ist sinnvoller genutzt, wenn ich den nächsten LinkedinBeitrag für die Firma emotionalisiere. Von daher ist der Ansatz – ich schreibe die Fakten runter – und andere bauen eine schöne Excel daraus – sehr sinnvoll. Jede und Jeder nach seiner Begabung.

Rechtzeitig erkennen, was sinnvoll ist. Ach, so schön!

Ich gehe jetzt erstmal entspannt ins Bett. Mein Wochenende wird wunderbar, weil ich ganz viel Zeit mit mir selbst habe und keine Schubladen aufräume. Eventuell schreibe ich. Ich freu mich drauf!

3 Antworten zu „Ladestation“

  1. Liebe Larissa,

    dein Beitrag ist sehr inspirierend auf vielen Ebenen und ich hänge noch am deinen Worten aus den ersten Zeilen: ” Ich bin ja mehr als nur ich.”
    Darüber werde ich noch ein wenig nachdenken.

    Herzliche Grüße
    Stephanie

    1. Larissa

      Liebe Stephanie,

      Danke für die Gedankenanregung. Ich lese heute nochmal hin (ich veröffentliche meist ohne nochmal zu lesen…) und fühle mich ebenfalls gedanklich herausgefordert von “ich bin ja mehr als nur ich”.
      Die Formulierung… Nur ich. Was will ich mir damit sagen? Nur ich…

      Ich fühle, ich will sagen, dass ich für mehr als für mich Verantwortung trage. Ohne Nur. Weil, das Wichtigste in meinem Leben ist nicht mein Goldhamster oder eines meiner Kinder oder mein Job. Das sind Teile meines Herzens, die ich liebe und um die ich mich kümmere. Das Wichtigste, das bin ich selbst, für mich. Jeder von uns ist das, für sich.

      Andererseits, auf einer anderen Ebene, trage ich Anteile meiner Vorfahren in mir. Ohne zu sehr darauf eingehen zu wollen, es beeinflusst mein Sein definitiv. Ob bewusst oder unbewusst.

      Danke für dein Aufgreifen dieses Satzes, der genau so da stehen bleiben wird. Als Gedankenexperiment 🤗

      Herzliche Grüße, Ich

  2. Liebe Larissa, bitte lass den Satz genau so stehen!
    Das war keine Kritik! Es war ein Aufgreifen deiner Gedanken, die etwas in mir ausgelöst und mich zum nachdenken über mein ICH angeregt haben. Das ist wunderbar.

    Herzlichst
    Stephanie

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