Nachfastenglück

Heute ist sie offiziell herum, meine Fastenzeit. Knapp zwei Wochen. Und natürlich frage ich mich – wie geht es mir? Meist frage ich ja – wie geht es dir? Selten genug, dass ich mich das selbst frage. Wie es mir geht. Wie ging es mir, vor fünf Wochen? Da habe ich den Anker gesetzt und gesagt, okay, ich muss mir dringend selbst helfen, was kann ich tun?

Ich war reich vor fünf Wochen. Tränenreich. Reich an Erschöpfung, Müdigkeit und Gereiztheit. Reichlich überfordert. Es ging mir gar nicht gut. Und das hat sich natürlich auch davor schon abgezeichnet. Unter anderem dadurch, dass ich weniger geschrieben habe. Mir weniger Zeit genommen habe für meine Worte, mir seltener den Spiegel vorgehalten habe. Der Abschied dahin hat sich im Sommer vollzogen. Als ich mich einmal mehr darauf verlassen habe, dass ich das mit der Ernährung schon gut kann und darauf keinen zusätzlichen Blick mehr werfen muss. Läuft doch auch gut, geht auch ohne Plan weiter. Und dann – passieren Dinge, und die sind halt auch wirklich nicht geplant. Es läuft in die falsche Richtung. Aus einmal die Woche Kuchen geniessen wird ein täglich Kuchen brauchen. Süßigkeiten schleichen sich als Zwischenmahlzeit ein und rufen beständig nach mehr, mehr, mehr. Der Zuckerspiegel will gehalten werden, dait die Leistung gehalten werden kann. Dabei sehe ich so deutlich, wie gut ich Leistung halten kann, ohne den Zucker. Deutlich besser! Deutlich konzentrierter! Deutlich gelassener!

Nur, in diesen reichlichen Momenten fühle ich das natürlich komplett anders. Da habe ich das Gefühl, wenn ich nicht ausreichend viel essen kann, dann lohne mein Leben nicht. Es ist verloren, im Mangel. Ich bin wert, wenn ich viel esse! Dann bin ich gesehen. Wenn mein Teller voll ist. Voller als der der anderen. Reichlich, für mich. Weil ich so wenig bekam, als ich klein war. Als jüngste von vier Kindern, mit zwei Brüdern, die mehr bekamen, weil sie ja Männer waren. Und viel Kraft brauchten. Ich, Jüngste, wenig gesehen. Ich, habe immer sehr schnell gegessen, um mir einen Nachschlag zu sichern. Wer zuerst kommt, dessen Kiefer mahlen mehr. Ob ich Hunger hatte oder bereits satt war, konnte ich gar nicht spüren. Ich habe einfach gegessen. Schnell. Effizient. So bin ich heute noch. Schnell. Effizient. Zum Glück nicht nur beim Essen 😉

Mich spüren. Meinen Hunger spüren. Worauf habe ich Hunger? Was braucht ich wirklich? Einmal mehr habe ich auch dafür gefastet. Und ich weiß, ich bin noch lange nicht fertig. Ich werde damit weitermachen, im kommenden Jahr. Ich plane drei Fastenzeiten für 2024. Warum? Weil es mich fühlen lässt. Und dafür bin ich dankbar!

Heute bin ich sehr ausgeglichen, nahezu glücklich. Ich kann mich gut fühlen. Meine Nachfastenzeit ist vorüber, insgesamt waren es drei Aufbautage und drei Nachfastentage. Aufbau und Nachfasten sollten optimalerweise insgesamt so lang sein, wie die Fastenzeit es war. Also, sechs Tage bei mir. Dazu ein Entlastungstag. Das nächste mal werde ich zwei Entlastungstage machen, das ist deutlich sinnvoller, gerade was das Koffein angeht. Weil, Kaffee aus meinem Leben zu streichen, das war jetzt (noch) nicht mein Ziel. Ich hatte heute morgen zum Frühstück sehr genussvoll einen Kaffee und er war wunderbar. Herb, bitter, dieser sehr eigene Geschmack eines Espresso. Dazu die süßliche Milch. Ein Geschmackserlebnis! Genuss pur! Aber die zwei Wochen komplett ohne Kaffee waren schon auch gut für mich.

Insgesamt stehe ich heute bei 70,4 Kilo mit 93cm Bauchumfang. Man sagt, das Gewicht, dass man nach den Nachfastentagen hat, kann gehalten werden. Das ist das “Endgewicht” nach dem Fasten. Bei mir also gut 3 Kilo und 4cm weniger als bei Start ins Fasten. Für zwei Wochen ist das eine hervorragende Zahl. Und ja, die kann man auch anders erreichen, mit Sicherheit. Aber ob man sich anders auch so viel Zeit für alles drumherum nimmt? Für Leberwickel, Ruhe, Körperpflege und für Gedankenpflege? Ich weiß es nicht. Das Fasten hat für mich natürlich auch den Blick auf die Kalorien und das Gewicht. Aber halt nicht nur.

Was mich sehr glücklich macht? Meine Kraft. Ich bin die gesamte Woche sehr kraftvoll gewesen und bin es immer noch. Ein gutes Gefühl! Dazu, meine Haut und meine Nägel. Die Haut ist straffer, ich wirke jünger. Das zum einen. Besonders aber fällt es mir an den Nägeln auf, an den Händen. Ich nehme diese Tropfen meiner Freundin jetzt seit gut vier Monaten. Die Tropfen zielen, ich hatte es schon berichtet, auf den Nagelpilz an den Füßen ab. Der mehr oder weniger ausgeprägt ist bei mir, und der schon seit Jahren meinen Körper schwächt. An den Füßen sieht man bereits leichte Verbesserungen, hier wird es aber noch lange dauern, bis es wirklich richtig sichtbar wird. Gut zwei Jahre Geduld werde ich haben dürfen. Erstaunlich ist, was ich an den Händen sehe – die ich als gar nicht betroffen wahrgenommen habe. Ja, die Nägel sind hier einen Ticken dunkler und manchmal etwas rissig. Aber – naja. Das Alter, und so. Und die Pflege meiner selbst inklusive Nägeln ist ja schon immer ein schweres Thema bei mir. Ich habe als Kind gelernt, mich selbst zu verletzen und mich selbst zu vernachlässigen. Das sitzt tief.

Jetzt aber – und das Fasten hat es turbomäßig beschleunigt – sehe ich, wie der Pilz an den Fingernägeln herauswächst. Unfassbar! Die Nägel wachsen hell und glatt nach! Ich schaue auf meine Finger und denke, das kann doch gar nicht wahr sein! Ich wusste gar nicht, dass ich da auch einen Befall habe! Aber irgendwie ist es ja auch klar – mein Körper kämpft da auch auf allen Ebenen. Ich habe ja auch ständig mindestens einen Entzündungsprozess im Körper, gegen den ich kämpfe.

Anfang des Jahres war es die Verletztung nach dem Sturz im Februar. Rechts. Danach die Entzündung des Großzehengrundgelenks am linken Fuß. Und seit dem Geburtstag von K5 hat mein linkes Knie weh getan. Das habe ich mir irgendwie beim Autoscooter fahren angeschlagen. Mein Physiotherapeut hat auch darauf eingewirkt, aber so ganz weg ist es nicht gegangen. Vor allem beim Treppensteigen habe ich das gespürt. Wie eine Ermüdungserscheinung.
Und jetzt? Ich bin seit dem Fasten wieder komplett schmerzfrei.

Fasten beruhigt Entzündungsreaktionen im Körper. Der Körper kommt zur Ruhe. Ich bezweifle, dass ich Schlacken abgebaut habe, es ist ja auch inzwischen erwiesen, dass das gar nicht geht. Aber ich habe Entzündungsprozesse vorübergehend gestoppt und meinen Darm entlastet. Ich habe jetzt wieder die Kraft, gegen Pilze zu kämpfen. Und ich schaue aktuell, dass ich das durch meine Nahrung weiter unterstütze. Noch bin ich motiviert, mich gesund zu ernähren. Ich habe sogar Lust, neue gesunde Rezepte auszuprobieren und mein Kochspektrum zu erweitern. Das sind alles wunderbare Dinge, und ich fühle mich glücklich damit.

Vorhin war ich einkaufen, fürs Frühstück. Ich “darf” ab heute wieder Kaffee, aber auch Süßigkeiten. Ich hatte mir ein kleines Ziel gesetzt, mit, in der Nachfastenzeit weiterhin keine industriellen Süßigkeiten und kein Koffein. Das habe ich geschafft. Und jetzt “dürfte” ich ja wieder. Ich habe überlegt, mir zur Belohnung ein Stück Vollkornkuchen zu gönnen. Ist ja quasi noch gesund. Und dann habe ich mich gefragt, warum eigentlich? Ich habe doch so viel Belohnung erhalten aus dem Fasten, warum will ich mich mit Zucker noch mehr belohnen? Zumal der Zucker den Pilz füttert, den ich los werden will???

Also habe ich mir daheim zwei Esslöffel Haferflocken mit Wasser und Nussmilch eingeweicht und werde da nachher die Reste vom gestrigen Smoothie draufpacken, mit Weintrauben und Papaya, mit gemahlenen Haselnusskernen und Mandelmus. Und das ist mein “Kuchen”. Süß und gesund! Ein Teelöffel Leinsamen ist auch mit dabei. Leinsamen werden mein Leben jetzt auch jeden Tag begleiten. Als Ergänzung. Für die Darmaktivität. Für meine Gesundheit. Gesund, von innen.

Ich bin sehr zufrieden gerade. Stolz, es geschafft zu haben. Zu fasten, erneut. Zu verzichten, erneut. Zu überleben, erneut. Und ich freue mich darauf, das wieder zu erleben. Es macht mich demütig und bewusst, dahingehend, wie viel ich doch habe und wie gut es mir geht! Wie dankbar ich sein kann, für dieses Leben.

Auf der Suche nach Glück kann ich sagen – es ist so einfach! Wir haben alle Glück! Glück, zu leben! Auch wenn sich das aus dieser Welt hier, ohne Krieg und ohne Schmerz, einfach sagen lässt. Dass es ein Glück ist. Dennoch, ich meine eigenen, inneren Kriege, und ich gehe davon aus, dass das uns allen so geht. Mein Krieg ist ein “schade, dass auch du noch geboren bist, nun gut, füttern wir dich also auch noch durch”. Auch das kann Krieg sein. Und dennoch fühle ich Glück. Ich habe Glück, ich darf leben! Und es ist meine Entscheidung, wie ich mit diesem Glück umgehe. Ob ich es mit Füßen trete, oder ob ich auf die Füße komme, und es in Ruhe spazieren führe.

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