nur so –

Schreiben, einfach nur so. Ich vernachlässige gerade den Genuss von Äpfeln. Und den Genuss des Schreibens, nur so. Ohne Ziel, ohne Grund, ohne Wunsch, ohne Zweifel. Nur so. Einfach nur – so vor mich hin schreiben und schauen, was passiert.

Ja, ich erinnere, das habe ich im Februar gemacht und es war magisch. Jetzt ist Vorweihnachtszeit und alles ist in jedem Fall möglichst magisch. Es stehen auch Elfen am Straßenrand und schauen, ob ich brav bin. Leider bin ich etwas zu schnell für die Elfen, so dass sie sich nur im Vorbeihuschen ein Bild von mir machen können. Irgendwas ist da auch mit der Kamera der Elfen nicht in Ordnung – ich denke, für 30 Euro kann man heute schon ein schärferes Bild erzeugen, vielleicht sogar – in Farbe? Verschwommen in schwarzweiß … aber vielleicht ist das ja Kunst?

Die Elfen jedenfalls, naja. Die haben mich schon ertappt. Viel zu schnell sei ich. Wobei, 6 Stundenkilometer innerorts, ganz ehrlich, liebe Elfen. Ich dachte, “Schnell”, das ist so ein Marketingwort wie “Einfach”. Eines von den Wichtigen! Mal schnell ganz einfach –

Schnelligkeit ist eine meiner Begabungen. Allerdings eher im Kopf als in den Beinen. Beim Schwimmen sagt meine Trainerin, dass ich meine Beine ruhig mal bewegen könne 😉
Dann käme ich auch schneller auf der anderen Seite des Beckens an …

Schnell –

Ich schwimme also. Ja, auch im Wasser. Ja, das hatte ich mir vorgenommen, für dieses Jahr. So wie ich mir vorgenommen habe, jeden Tag zu schreiben. Nun gehe ich einmal die Woche Schwimmen, immerhin. Und zweimal die Woche ins Fitnessstudio. Fünfmal die Woche zur Arbeit und – äh – keinmal die Woche in die Schreibbude. Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Schreibbude habe. Und, dass ich echt viel Arbeit habe. Ich bekomme sie zwar ganz gut organisiert (nur selten vergesse ich zwischendurch zu atmen), dennoch ist es gerade schon sehr – viel. Und schnell.

Die letzten beiden Wochen habe ich den Druck deutlich gespürt, vor allem, wenn ich die Augen geschlossen habe. Geschwollene, rote, rissige, juckende Augenlider. Ganz schick, wenn man sowieso schon Schlupflieder singt. Es sieht einfach so aus, als seien da gar keine Augen mehr. Etwas gruselig.

Seit gestern schwellen die Augen wieder ab. Es ist ein wenig – amüsant, weil ich es vorhergesehen habe. Vor zwei Wochen habe ich eine Vorwärtsrolle gemacht, und meinen Fokus sehenden Auges auf meine Schwimmfortschritte gelenkt. Tatsächlich habe ich viel gelernt. Ich kann schon zwei Bahnen Kraul schwimmen, ja, mit Flossen, nein, ohne Brett. Und ohne ständig die Luft anzuhalten. Mein Atmen wird freier. Die Panik in der Brust schwindet. Sie schwimmt davon. Ich schwimme mich frei.

Das tue ich auch – im Job. Ich habe so viel gelernt in diesem Jahr! Ich kann schon zwei Tage am Stück konzentriert arbeiten, ohne zu ertrinken! *lacht*

Immer noch denke ich, die weitaus beste berufliche Entscheidung gefällt zu haben, als ich vor einem Jahr in diesem Job angefangen habe. Weil ich so unfassbar wachsen kann, auch in Teilen über mich selbst hinaus. Weil ich schwimmen lernen kann und ins Fitnessstudio gehen, trotz Vollzeit und trotz Kindern, die nicht mit mir schwimmen gehen und auch nicht in die Kinderbetreuung im Fitnessstudio abwandern. Ich kann das zusätzlich tun. Ich arbeite wirklich und ehrlich flexibel und dabei mit hoher Verantwortlichkeit. Alles, was ich wollte.

Und dennoch sind mir vor zwei Wochen die Augen zugeschwollen, nachdem ich einen Nachmittag lang geheult habe. Geheult, weil. Ich immer noch am Anfang meines Lebens stehe, gefühlt. Immer noch in dem Gefühl, zu wenig zu haben. Zu wenig zu verdienen. Mehr verdienen zu wollen, für das, was ich kann und bin. Mutig. Entschlossen. Neugierig. Nervig. Ich will, dass das endlich bezahlt wird. Ja, es ging um eine Gehaltserhöhung. Ganz einfach und schnell. Nur so. Kann es weitergehen, weil es finanziell ganz ohne Witz gar nicht mehr witzig ist.

Ich will nicht jammern und habe es doch getan. Und seit gestern schwellen meine Augen wieder ab. Und nicht, weil ich endlich mal Kamillenteebeutel drauf gelegt habe. Sondern weil mein Druck sich verringert hat. Trotz fotografierender Elfen am Straßenrand. Ich war kackendreist und deutlich. Und ich habe eine deutliche Gehaltserhöhung erhalten, die ab Januar dazu beitragen wird, dass ich weiterhin einmal die Woche schwimmen und zweimal die Woche ins Fitnessstudio gehen kann. Und – vielleicht atme ich auch wieder gelassener und finde eine neue Schreibroutine? Oder gar ein neues Schreibprojekt?

In 2024 wird es wieder ein “28 Tage” geben. Ich weiß noch nicht, ob ich das will. Ich kann mir das schon leisten, aber bringt es mich weiter? Also, auf welchen Punkt könnte es mich bringen? Das letzte Mal habe ich viel geschrieben, aber keinen einzigen Impuls umgesetzt. Keine Heldengeschichte ist entstanden, kein Marketingtaugliches Linkedinverzauberungsdings, kein Mehrwert für die Community. Einfach nur nichts. Nur ich, die ich schreibe, wie ich mich fühle. Dass ich Elfen doof finde und mein Geld im Vorbeifahren aus dem Auto werfe. Das fühlt sich gut an für mich, aber wer – will das lesen? Will das jemand lesen? Was soll daraus werden?

Ich bin mir an der Stelle unsicher. Vielleicht schreibe ich einfach weiter, ganz ohne 28 Tage. Ich kann auch 28 Tage im Februar – Achtung, im kommenden Jahr sind es sogar 29 Tage – mit einer eigenen Idee füllen? Ich denke mal darauf herum.

Was ich allerdings wirklich will, ist das mit dem Geld. Ich will ja nächstes Jahr endlich lernen, wie man sinnvoll mit Geld umgeht. Bisher weiß ich nur, wie man es ausgibt. Und auch, wie man es einnimmt. Wie man aber das Eingenommene nur soweit Ausgibt, dass am Ende auch mal ein Urlaub mit den Kindern bei rumkommt, das habe ich bisher nur schlecht gelernt. Vielleicht reicht es auch einfach nicht für Urlaub. Sondern “nur” für ein normales Leben mit dem Essen, dass uns schmeckt und ab und an einem Bild, dass eine Elfe von mir macht.

Ich bin momentan sehr zufrieden. Es sackt bei mir durch, dass ich Gesehen und Wertgeschätzt bin als Mitarbeiterin. Und Entlastet, als Alleinverdienerin dieses kunterbunten Hauses voller Kinder. Geld ist ja nicht alles. Aber es macht alles etwas leichter. Und nimmt den Druck. Auch auf den Augen.

Augen zu und durch – hatte ich in den letzten Wochen. Augen zu, sagen, was ich will, was ich brauche, was ich wert bin. Meiner selbst sicher. Ich. Kann. Alles. Sein. Nur so – komme ich weiter. Ich darf all dieses “nicht wert”, “nicht geliebt” und “nicht gut genug” hinter mir lassen. Krasse Möglichkeiten, die sich ohne “nicht” auftun.

Wert. Geliebt. Gut genug. Und ich beginne, mich zu fühlen. Am Ende ist dieser Blog ein heilsamer Raum, den ich mir selbst öffne. Das Bild gefällt mir gut.

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