Meine Aufgabe ist es nicht, andere zu mir passend zu machen. Ist es meine Aufgabe, mich für andere passend zu machen? Oder ist es ein – es passt nicht, jeder geht seiner Wege? Und wie gestaltet sich das für Menschen, die aufeinander angewiesen sind? Dem Kinde zu sagen, geh mal hübsch deiner Wege, das geht so einfach nicht.
Hier braucht es wirklich ein passendes Familienmanagement, Offenheit von allen Seiten, Kompromissfähigkeit und echtes Leaderpotenzial vom Leitwolf. Der Leitwölfin. Von mir.
Als Alleinerziehende habe ich immer den Hintergedanken – dir passen meine Regeln und Vorstellungen eines Zusammenlebens nicht? Du hast auch einen Vater – du kannst auch dort wohnen –
Diese Gedankengänge haben Eltern, die gemeinsam mit einem unpassend motivierten Kind leben, nicht. Nehme ich zumindest an. Sie sind dennoch zu zweit, haben unterschiedliche Zugänge, können sich gegenseitig unterstützen, sich gegenseitig reflektieren. Sie sind nicht alleine.
Ich bin alleine mit meinen Themen. Der hier dazugehörige Vater hat ein mildes Lächeln und ein paar schöne Tipps und geht dann der Verantwortung im weiten Bogen aus dem Weg. Mir fehlt gänzlich eine echte Unterstützung in anstrengenden, stressigen Momenten.
Ich trage die Verantwortung für mich. Für drei meiner Kinder. Für meinen Job. Es ist keine leichte Aufgabe, zumal wenn einer der Stakeholder immer dagegen ist. Es ist gerade kein Wachstum möglich, das blockiert mich. Arbeiten fällt schwerer, daher auch der Lösungsansatz, den Job umzustrukturieren. Lernen fällt schwerer, weil mein Kopf mit Lösungsideen blockiert ist. Lieben fällt schwerer, weil ich so müde bin. Mein mich selbst lieben Projekt ist müde.
Ich weiß, dass ich mit dem Thema „schwieriger Teenager“ nicht alleine bin in dieser Welt. Da sind andere Mütter und Väter, allein- oder gemeinsam erziehend, die Probleme haben. Lösungen suchen. Ähnlich wie mit dem Thema Depression wird das oft nach außen still gehalten. Man passt sich an. Macht auch mal einen Witz zum Thema Teller und Essen im Teenagerzimmer.
Wirklich sagen, so geht es mir, und es ist wahnsinnig anstrengend und kostet all meine Kraft – das höre ich selten. Und ich auch tue oft so, als sei doch alles passend. Schaffe ich schon. Ich schaffe diese Situation und jene auch und welche sowieso. Ich bin passend ausgestattet, mich passend zu machen.
Ich renne dabei gerade wieder mit offenen Armen in die nächste depressive Episode. Erschöpfung, Sorge, gedanklich Spirale abwärts. Das kann nicht und darf nicht sein. Ich weiß zu gut, wie das läuft und brauche keine Wiederholungsschleife.
Was tue ich also, damit es keine Wiederholungsschleife wird? Wie stärke ich mich? Wo hole ich mir Unterstützung? Was bringt mich weiter – und wer spricht ehrlich und offen mit mir?
Wir haben bereits Unterstützung im Haus, schon im vergangenen Jahr war ich erneut beim Jugendamt, um Hilfe in der Erziehung zu beantragen. Sie wurde uns bewilligt. Ich schäme mich nicht dafür, mir in diesem Fall Hilfe geholt zu haben. Hilfe, die auch mich unterstützt, damit ich gesund bleiben kann. Eine schwere Depression überlebt zu haben, im Umfeld als alleinerziehende Mutter mit den Kindern daheim –
Ich weiß nicht, ob Andere darüber nachdenken, was das bedeutet. Mein Hirn hat einen sehr destruktiven Satz abgespeichert, den ich nicht nur vom Kindsvater ab und an aufs Ohr gedrückt bekomme. Es ist ein „du hast es doch so gewollt“. Und dieses „du hast es doch so gewollt“ hallt in mir nach und verursacht, dass ich mich schuldig fühle.
Ich wollte die Kinder. Ich wollte die Trennung. Jetzt darf ich mich auch nicht beschweren.
Warum wollte ich die Trennung? Weil ich gelangweilt und ein Arschloch bin? Eher nicht. Weil die Beziehung toxisch und destruktiv war? Eher ja. Bin ich dann schuldig im Sinne der Anklage, da ich nicht weiter durchgehalten habe? Mich nicht passend gefügt habe? Weil ich all meine Kraft und meinen Mut gesammelt habe um zu gehen?
Fragen über Fragen. Die Erfahrung zeigt, niemand trennt sich „mal eben so“ in einer Beziehung mit Kindern. Jeder weiß, welches Ausmaß dieser Entscheidung zukommt. Wer es nicht weiß, erfährt es bald nach der Trennung. Ich habe mich nicht leichtfertig getrennt. Ich kaufe keine Gucci-Handtaschen vom Unterhalt. Ich sorge mich um Kind 3 wie um alle meine Kinder. Ich bin verzweifelt, weil unser Zusammenleben gerade nicht passend ist.
Ich suche nach Lösungen für eine Kommunikation auf Augenhöhe, für Entwicklung, für Liebe.
Dagegen ist der Sales mit einem Lösungsorientierten Produkt auch ein Witz. Warum fällt mir der Sales so schwer momentan? Eine Frage, der ich bei Gelegenheit nachgehen werde …
Kommende Woche beginnt unsere Mutter-Kind-Kur. Ich fahre nur mit Kind 5. Kind 3 und 4 sind zu alt und gehen gemeinsam zu deren Vater, für diese drei Wochen. Ich bin gespannt, wie und ob uns diese Luftveränderung gut tun wird. Ich will Kraft tanken für die kommenden Schritte, welche auch immer das sein werden.
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