Die Re-Serie gestaltet sich spannend – ich bin zur gleichen Zeit sehr müde wie letzten Monat, es sind ja nicht nur die Kalendertage 1, 2 oder 3 – sondern auch die gleichen Wochentage. Freitag, Samstag.
Gestern Abend war ich zu müde. Nach einer sehr intensiven Woche, in der ich nur daheim war, war das zu erwarten. Ich habe mir also – frei gegeben vom Schreiben und auch vom Denken. Ich habe meine Woche daheim gut gemeistert und konnte (fast) ohne gereiztes Gezeter aus der Woche raus ins Wochenende rein kommen. Ich merke an diesem “gereizten Gezeter”, dass ich in einem Stadium größerer Müdigkeit angekommen bin. Dann brauche ich Schlaf. Dann ist es egal, ob die Kinder zu viel Süßes essen oder zu spät ins Bett gehen. Es ist nicht so wichtig. Schlimmer als Süßes essen und spät ins Bett gehen ist, wenn ich gereizt Herumzetere. Das tut ihnen definitiv weniger gut —
Stadien
Ganz unterschiedliche Stadien der Müdigkeit kann ich bei mir beobachten. Der nächste Schritt darf sein, sich das wirklich mal visuell zu verdeutlichen – in welchem Stadium ich welche Strategie anwenden darf. Um mich wieder ein oder zwei Level zurück zu bewegen. Zurück zu mir, meiner Kraft, meiner Freude.
Unter anderem darüber habe ich schon vor einem Monat, ziemlich genau am gleichen Tag, geschrieben. Dieses – ich bin müde, ich darf gut auf mich aufpassen, ich darf mir frei nehmen von meinem hohen Anspruch an mich selbst. Ich darf mir Gutes tun. Ich darf schlafen gehen.
Die Frage ist nur – was tue ich, wenn es noch nicht Schlafenszeit ist? Ich darf Strategien entwickeln, um mich ins Bett zu bringen, ohne dass meine Zähne oder meine Kinder Schaden nehmen.
Warum nenne ich die Zähne zuerst? Sie sind ein Alarmsignal. Putze ich abends meine Zähne nicht, weiß ich, dass ich besser aufpassen muss auf mich. Ich lasse es mir durchgehen und weiß dabei, dass das ein deutliches Zeichen bei mir ist. Die Erschöpfung ist schon groß, wenn ich keine Zähne mehr putze.
In den letzten Tagen habe ich ausreichend Zähne geputzt, keine Sorge 😉
Selbstfürsorge
Es gibt diese Anzeichen – Zähne nicht geputzt, nicht geduscht, morgens nur schwer aufgestanden, viel Hunger, viele Zwischenmahlzeiten. Genervt sein, wenn die Kinder Quatsch machen und laut sind. Kein Bedarf mehr, rauszugehen, obwohl ich weiß, dass rausgehen mir und den Kindern gut tut. All das – könnte man mal in Kategorien packen. Stufe 1, Stufe 2, Stufe 3. Etwas in der Art. Mehr Erkennen, was da los ist, und das Kommitment, sich zu kümmern. Sich nicht wehrlos von Stufe 1 zu Stufe 2 schieben lassen, mit herunterhängenden Schultern, zuckend, frei nach dem Motto – ich sehe es, und doch kann ich nichts daran ändern.
Wenn ich ehrlich zu mir bin, bin ich schon länger in Stufe 1. Ich sehe das an daran, dass ich morgens nur schwer aufstehen kann. Meine Morgengymnastik mache ich seit Monaten nicht mehr und ich trinke auch meinen Ingwertee morgens nicht mehr. Außerdem creme ich mir nicht die Füße ein abends, wenn ich ins Bett gehe. Und ich schreibe keinen Tagesplan mehr. Diese Dinge tue ich, wenn es richtig gut ist. Wobei es da natürlich auch noch eine Steigerung von gut gibt. Stadium 2 von richtig gut ist – wenn ich das, was auf dem Plan steht, auch konsequent umsetzen kann 😉
Aktuell bin ich in Stufe 2 und das auch schon länger. Ich tue all das nicht, was mir gut täte, und so langsam kommt auch dieses “ich putze meine Zähne abends nicht, ich bin viel zu müde” dazu. Außerdem esse ich unausgewogen zuviel, seit Wochen komme ich aus dem Thema nicht mehr heraus. Das Schreiben hilft mir, nicht in Stufe 3 zu kippen. Stufe 3 ist dann ein Sitzen auf dem Sofa und Scrollen im Feed. Unsicherheit kommt dann dazu und frisst mich, bis ich in Stufe 4 denke, zu nichts fähig zu sein. Parallel steigt meine Reizbarkeit mit den Kindern –
Ich bin aktuell nicht gereizt mit den Kindern und ich sitze auch (noch) nicht auf dem Sofa. Ich nutze die Kraft des Schreibens, um mir bewusst zu werden. Wo. Was. Wann.
Umso öfter ich das tue, umso deutlicher wird mir, wie wichtig das ist. Dass ich mir heute Abend die Zähne putze und die Füße eincreme. Soweit das mit dem Tape geht 😉
Ich laufe inzwischen fast in meinem normalen Tempo. Wenn ich bedenke, wie es mir vor einer Woche ging, ist das wunderbar. Es ist wunderbar, dass es mir wieder so gut geht und mein Fuß täglich stabiler wird.
Dass ich momentan so müde bin, schiebe ich auch auf die Tatsache, dass ich ausschließlich daheim war. Der Kraftaufwand, mich daheim mit mir zu behaupten, ist größer und ich kann sagen, dass ich das letzte Woche hervorragend hinbekommen habe. Auch, wenn ich jetzt müde bin. Das ist okay! Ich bin okay! Ich hatte kein depressives Loch mit diesem Sturz – zu anderen Zeiten in meinem Leben sind solche Situationen ausreichend gewesen, um mich wochenlang zu beschäftigen. Ich hatte Mittwoch schon das Gefühl, lieber nicht arbeiten zu wollen und zu schwach dafür zu sein. Ja. Und bin dennoch angetreten und habe dem Gefühl eins gehustet. Ich kann! Mich wehren! Gegen die Gedanken, die sich je nach Stadium meiner Müdigkeit anders zusammensetzen.
All das negative, die gewohnten Spiralen, das abwerten meiner selbst – startet schon in Stadium 2 mit einem “schau, du schaffst es nicht mal, dir die Zähne zu putzen, du bist einfach zu schwach” – für die Gesellschaft –
Ich brauche für die Zukunft einen Plan, wenn mir Situationen ein daheim bleiben aufzwingen, ganz egal, ob es der eigene Fuß oder eine Erkältung oder eine Krankheit der Kinder ist. Es wird immer wieder Situationen geben, die mich dergestalt herausfordern und für die ich mich besser wappnen darf. Für die Zukunft.
Aktuell brauche ich einen Plan, um aus Stufe 2 wieder in Stufe 1 zu kommen und – und – da war ich dieses Jahr nur an manchen Tagen! Ich möchte mehr Tage in Stufe 1 um daraus wieder Tage auf dem normalen Plateau zu genießen. Ich will das Gute verstärken. Ich will morgens wieder aufstehen und den Tag liebevoll mit mir beginnen, mit meiner Gymnastik, meinem Ingwertee und einer To-Do-Liste für den Tag …
Ich will einen Plan! Meine Routinen wieder ausbauen! Es sind Routinen, die ich schon hatte – von denen ich weiß, dass sie mir gut tun -die mir auch dann helfen können, wenn ich die anderen Joker nicht ausspielen kann, wie – rausgehen, im Büro arbeiten, mich mit Menschen treffen.
Ich brauche einen “Notfallplan” für jedes Stadium meiner Müdigkeit und natürlich steht auch Schlafen mit auf diesem Plan. Es ist eines der ersten Dinge, die ich sofort umsetzen kann. Rechtzeitig ins Bett zu gehen. Das ist mir bewusst und das schaffe ich auch in der Regel. Halt manchmal ohne die Zähne zu putzen …
*seufztundlächelt*
Sich täglich bewusst machen, was brauche ich, um mich glücklich zu fühlen und in meiner Kraft zu sein. Und dann die einzelnen Möglichkeiten umsetzen. Das. Ist mein Re für heute.
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