Regeneration

Vergangene Woche hatte ich die Freude, einer „In-Body-Messung“ im Fitnesstudio beizuwohnen. Als Teilnehmende. Barfuß. Mit Bauchumfangsmessung. Von einem jungen Kerl, der eventuell mein Sohn sein könnte (älter als 27 ist er jedenfalls nicht, also könnte er). Alles in allem zig Schmerzpunkte, die ich noch vor einem Jahr auf keine elektronische Matte gestellt hätte. Garantiert nicht!

Jetzt, wo mein Gesicht langsam in das Alter kommt, das auf meinem Ausweis steht, kann ich mich diesbezüglich besser gehen lassen! Könnte man jedenfalls meinen. Habe ich so schon gehört, von anderen, deren Gesicht auch langsam in dieses Alter kommt. Warum ich mir denn Mühe gäbe, so zu sein, wie ich nicht bin. Also – jung. Straff. Mit Muskeln und flachem Bauch. Weil, ich hätte ja nun auch ein gewisses Alter erreicht und fünf Kinder geboren, es wäre doch auch mal gut jetzt. Ich könne doch zufrieden sein, wie ich bin. Gut genug sei ich ja. Jetzt.

Ist es das wirklich? Gut, jetzt? Zufrieden, zurücklehnen, Feierabend? Noch ein paar Chips, vielleicht? Eine Rauchen? Im Bademantel auf dem Balkon stehen? Mist, der geht auch nicht mehr ganz zu, der Bademantel. Na, egal!

Aber zurück zur In-Body-Messung. Die hatte erfreuliche Werte für mich. Ich nehme im allgemeinen mit, dass die letzten Monate im Fitnessstudio mir Muskeln verschafft haben. Ja, das spüre ich natürlich auch, ohne dass ich ausgemessen werde. Ich spüre es bei jedem Schritt, beim Treppensteigen, beim Hocken, beim Aufstehen morgens, es ist alles viel einfacher geworden! Ich bin schneller, geschickter, besser ausbalanciert. Ich feiere das!

Die Messung hat das nochmal schön verdeutlicht. Ich bin auf einem guten Weg. Nur eines ist nicht im grünen Bereich, und auch dafür hätte ich diese Messung nicht benötigt. Ich habe das nur gemacht, weil ich einfach sehr neugierig bin und es kostenfrei war. Außerdem haben wir danach über eine Trainingsanpassung für mich gesprochen – ob es okay ist, wie ich aktuell trainiere und wenn ich etwas verändern sollte, dann, was.

Tatsächlich ist nur eines aufgefallen. Das Thema, dass mich seit Jahren begleitet und bekümmert und an dem ich aktiv seit ein paar Monaten arbeite. Mein Bauch. Der ist letztes Jahr im April mit mir in Kur gefahren, da hatte er einen Umfang von 98,5cm (freundlich gemessen) und ich war unglücklich deswegen. Habe es zu kaschieren versucht, was auch immer schwerer wurde. Ich bin 166cm groß. Oder, eher klein. Ich sah aus, als sei ich schwanger. Mein Gesicht sagt aber deutlich, nene, die Alte ist nicht schwanger. Die hat entweder zu viel gegessen oder einen Fußball verschluckt.

In der Tendenz habe ich zu viel gegessen. Jahrelang. Dabei auch zu wenig getan. Das, was ich getan habe, war zudem gar nicht wirksam für meinen Bauch. Joggen gehen jedenfalls trägt bei mir dazu bei, dass die Knie weh tun, ich eine aktivierte Arthrose im Großzehengrundgelenk erlange oder meine schiefstehende Hüfte weh tut. Meinen Bauch reduziert es nicht. Daher habe ich das Joggen aufgegeben. Ich habe das Joggen aufgegeben, bin gezielt ins Fitnessstudio gegangen, habe mehrfach gefastet (um meinen verzweifelten Fressanfällen emotional auf die Schliche zu kommen) und – das allerallerallerschlimmste, was ich mir jemals vorstellen konnte – ich habe Übungen gemacht. Für den Bauch.

Das Zwischenergebnis lautet, ich bin immer noch 166cm groß. Mit einem Bauchumfang von 89cm. Gestern gemessen. Meine Hüfte tut nicht weh, meine Knie auch nicht und das Großzehengrundgelenk rollt geschmeidig schmerzfrei ab. Ich gehe ohne Schmerzen. Ich jogge nicht mehr. Joggen ist die Hölle, belastet die Gelenke und hilft nicht gegen Bauchfett. Soweit habe ich das verstanden.

Dennoch ist da noch weit zu viel Bauch und damit auch der Verdacht auf viszerales Bauchfett. Das ist das, von dem man sagt, es sei so verdammt ungesund – Ich habe den jungen Mann gefragt, der meinen Bauchumfang gemessen hat (ich habe das Gefühl dahinter, dass junge Männer meinen Bauch sehen, einfach ignoriert, dann geht das schnell vorüber), was ich tun kann. Damit es noch weniger wird.

Darüber nachdenkend, was ich im letzten Jahr getan habe, war uns schnell klar, dass ich in der Form weitermachen solle. Auch mein „dreimal im Jahr fasten“ fand er in Ordnung. Wenn es mir gut tue und ich nicht drei Monate am Stück im Jahr faste, sei das völlig in Ordnung. Auch meine Sporteinheiten mit zweimal Fitnessstudio und einmal Schwimmen in der Woche seien super. Zusätzlich gehe ich oft morgens Spazieren und mache daheim – Bauchübungen auf der Matte –

Also, ich bin ausreichend bewegt und darf so weitermachen. Check!

Auch meine Ernährung ist durchaus lobenswert. Ich esse in der Regel gesund und die Male, die ich das nicht tue, sind wunderbar für meinen Stoffwechsel. Der schläft zumindest nicht ein.

Schlafen ist allerdings in der Form ein gutes Stichwort. Es ist der einzige Punkt auf der Drei-Punkt-Liste, der bei mir ein Schattendasein führt. Ich habe Bewegung integriert in mein Leben. Ich esse relativ ausgewogen intuitiv und habe die für mich passenden Uhrzeiten gefunden. Nur mit dem Schlafen sieht es nicht so gut aus. Also – ich schlafe super, ein, durch, alles in bester Ordnung. Ich schlafe nur – viel zu wenig. Ich regeniere zu wenig. Ich bin immer auf Achse. Hier noch was, dort noch was, noch schnell die Aufgaben für morgen vorbereiten, noch schnell aufräumen, noch schnell –

Regeneration. Waren seine Worte. Also, ein Wort. Ich solle mir Pausen gönnen. Gute Pausen. Ruhe. Schlafen.

Heute war ich zum Brunch mit Freundinnen verabredet, habe ein wenig die Wohnung sauber gemacht (die regeneriert deutlich mehr als ich das tue) und danach habe ich mich aufs Sofa gesetzt und gelesen!

Das tut mir gut! Das hat mir gut getan! Ich kann dabei zusehen, wie mein Bauch fröhlich aufseufzt und sich verkrümelt 😉

Regeneration wird mein neues Thema. Ganz dringend, weil es schon wieder mitten in der Nacht ist, während ich darüber schreibe, dass ich zu wenig schlafe. Ich habe eine Zeit gebraucht, bis ich die Bewegung in meinem Alltag hatte. Ich lasse mir entsprechend genug Zeit, um Regeneration einzubauen. Es klingt halt schon vom Grunde her nach einem Witz. Einem Menschen, der Vollzeit mit hoher Verantwortung arbeitet, der noch zwei Kinder daheim hat und Alleinerziehend ist, zu sagen, er solle etwas mehr regenerieren … der Mensch fragt sich dann schon, wann er das tun solle 😉

Zum Glück ist Schreiben meine schönste Regeneration! Und ich darf ganz viele Dinge ausprobieren, um mir gut zu tun, bis ich gefunden habe, was mir gut tut!

Bis es soweit ist, gehe ich einfach – Schlafen! Gute Nacht!

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