uninspiriert

Huch! Mein Zimmer im Hotel des letzten Jahres ist dieses Jahr reichlich uninspiriert. Ich mag es nicht mal fotografieren.

Letztes Jahr hatte ich so einen smartes Zimmer, davon habe ich noch ein Bild. Das füge ich jetzt ein, ein wenig sehnsuchtsvoll. Ich glaube, das ist eine Zimmerkategorie teurer. Da war auch das Bad deutlich netter. Hier ist es eher – so wie bei mir daheim, alles ein wenig alt und schon sehr abgenutzt. Dabei aber sauber, das ist alles in Ordnung. Es ist nur – sehr klein und etwas lieblos. Zum Glück will ich mich ja gar nicht im Hotelzimmer aufhalten, also, das war zumindest nicht der Plan.

Ich war schon in Hotels, da dachte ich mir, was für eine Verschwendung! Überhaupt auch nur das Zimmer zu verlassen!

Sitzen und und schreiben ist auch eher ein Stehstuhl und ein kleines Pult. Vielleicht lässt das meine Inspiration tatsächlich sprudeln? Ich werde es sehen.

Es gab noch Zimmer, eine Kategorie teurer. Nur 5 Euro teurer pro Tag. Ich alter Geizkragen dachte bei mir, das kleinste Zimmer tut es auch, wir müssen sparen. Ob es das jetzt gebracht hat, als Ersparnis, das weiß ich ja auch nicht. Weil, das Auto kostet auch 15 Euro. Pro Tag. Im Parkhaus. Ganz ohne fließend Wasser, Strom und Internet. Jedenfalls hoffe ich, dass es kein fließend Wasser hat im Parkhaus 😉

Ich stehe sogar auf exakt dem gleichen Parkplatz wie im Jahr zuvor. Vielleicht sollte ich fragen, ob auch das gleiche Zimmer wie im Jahr zuvor frei ist? Wäre ja möglich? Obwohl ich sagen muss – naja, es reicht sicher auch so. Ich kann ja auch außer Haus schreiben. Und feststellen, dass ich das nächste Mal vielleicht mehr Geld zur Verfügung habe und etwas bunteres buchen kann. Vielleicht.

Tatsächlich dürfte ich gar nicht hier sein. Mein innerer Verweigerer ist auch ordentlich eingeschnappt, dass ich den Weg hierher gefunden habe. Finanziell ist so ein Ausflug, nur um ein wenig shoppen zu gehen und im Café zu sitzen, überhaupt nicht drin. Ich wäre besser daheim geblieben, schimpft es in meinem Kopf. Dabei weiß ich selbst am Besten, wie gut es für mich ist, mir das Glockenspiel auf dem Markt von Amersfoort anzuhören. Durchs geöffnete Fenster.

Noch fühle ich mich etwas merkwürdig. Allein. Die Fahrt war lang – ich hatte zwei Staus – und jetzt bin ich hier und denke – warum bin ich eigentlich hier? Das Zimmer ist etwas trüb, mit braunem Teppich und einem braunen Vorhang, dazu eine auberginefarbene Tagesdecke auf dem Bett. Das käme mir ja nie in den Sinn, ein Zimmer so auszustatten. Aber – braun, da sieht man halt auch wenige Flecken.

Das Bett zumindest sieht bequem aus. Und ich kann auch auf dem Bett sitzen und lesen. Auch wenn ein Sessel viel schöner gewesen wäre. Warum bin ich denn gerade so picky? Bin ich enttäuscht, weil ich eine andere Vorstellung hatte? Oder bin ich enttäuscht, dass ich mir kein schickes Zimmer leisten kann? Oder bin ich unsicher, weil ich weiß, dass das verrückt ist, dass ich überhaupt hier bin? Weil ich das Geld besser in die eigene Wohnung gesteckt hätte, um die schöner zu machen?

Oder – ganz schlimme Vorstellung – bekomme ich wieder den Blues? Wie letztes Jahr? Da hatte ich ein sehr nettes Zimmer in Delft, das hat mich auch nicht davon abgehalten, einen halben Tag nur zu weinen. Das war ganz schrecklich! Also, das Weinen. Das Zimmer war schön. Allerdings so ein wenig – beliebig. Es war das Students Hotel in Delft, sehr schön gemacht, sich allerdings wiederholend. Ein Style. Damit matche ich dann nur an der Oberfläche. Die Oberfläche findet das ganz schön.

Das Weinen kam damals nicht wegen des Zimmers. Es war eher wegen vieler Erinnerungen und wegen der Tatsache, dass ich da saß und nicht wusste. Wer ich bin. Was ich will. Was ich kann. Wie es weitergehen soll. Ich stand an der Schwelle zur Kündigung meines alten Jobs und in Gedanken an das, was ich nicht wusste. Das war viel. Ich wusste nicht, was ich arbeiten will. Für was ich gut genug bin. Auf was ich mich bewerben soll. Wer mich nehmen wird. Ob ich glücklich werden werde. Was mir wirklich wichtig ist. Was ich wirklich will.

Das waren keine guten Zutaten und alleine zu sein war auch keine gute Zutat. Es ist, davon abgesehen, fast genau ein Jahr her …

Dieses Jahr kann ich berichten, ich habe gefunden, was ich nicht wusste, dass ich es suche. Ich bin glücklich. Ich möchte nicht kündigen. Ich weiß, wie es weitergeht, wenn ich heim komme. Ich habe mich im Blick.

Und dennoch, da kratzt gerade das Gefühl an mir, dass ich einen Ticken zu allein bin. Dass ich mich nach Gesellschaft sehne. Da sind Menschen, unten, auf dem Marktplatz. Die lachen miteinander. Die kennen sich. Vielleicht mögen sie sich auch. Vermutlich haben sie ihre eigenen Geschichten, eigene Probleme, durchleben ihre eigenen Kämpfe. Vielleicht weinen sie auch, abends, im Zimmer. Ich weiß all das nicht.

Ich weiß nur, mir wird immer bewusster, dass ich nicht mehr alleine sein möchte. Das hier ist mein letzter Urlaub alleine. Jedenfalls alleine alleine. So fühlt sich das gerade an. Als ginge ich ein letztes Mal alleine und als würde ich finden, was zu mir passt. Was ich will. Was wirklich wichtig ist. Es wäre wunderbar.

Ich habe das einmal geschafft – letztes Jahr mit dem Job – das macht mir Hoffnung, dass ich es nochmal schaffe – ganz privat.

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