Urlaub ist Geldverschwendung

Und Erholung ist Zeitverschwendung –

Ich verschwende gerade Geld und Zeit und kein Wunder kommen genau diese beiden Glaubenssätze meiner Mutter vorbei und werfen einen kritischen Blick auf mein Tun. Ich könnte ja, wenn ich schon Geld und Zeit verschwende, wenigstens etwas SINNVOLLES tun. Was genau das sein könnte, keine Ahnung. Dem Glockenspiel zuhören, sich den Wind um die Nase pusten lassen, lange beim Frühstück sitzen und lesen zählt vermutlich nicht dazu.

Ich schaue zurück auf ein paar Urlaube, die ich hatte. Oft geführt mit anderen Menschen, die mit anderen Glaubenssätzen groß wurden. Gute Urlaube waren die, wo ich anderen die Führung übergeben konnte und einfach dankbar meines dazu getan habe. Meine gute Laune, zum Beispiel.

Vielleicht ist das der Weg, in Zukunft mein Geld und meine Zeit zu verschwenden. Gemeinsam mit Anderen. Eine bunte Mischung Glaubenssätze 😅

Vielleicht ist aber auch das, was ich gerade erlebe, mit dem Gefühl hinten dran, dass ich mein Geld und meine Zeit verschwende, genau richtig und wichtig für mich. Dass ich jetzt hier alleine bin. Dass ich mich unsicher fühle. Dass ich kein Strahlen in mir fühle, eher leer bin. Dass ich, weil eine WhatsApp meiner Kinder kommt, anfange zu weinen. Weil sie an mich denken. Weil ich sie vermisse. Hey, ich vermisse! Wahrhaftig, das ist ein schönes Gefühl! Ich vermisse sie, ich vermisse ihn. Es bedeutet, ich fühle. Ich fühle andere Menschen und freue mich darauf, sie wiederzusehen. Was gibt es Schöneres? Weil, es bedeutet auch – ich bin gar nicht allein. Ich habe Menschen um mich, die mir etwas bedeuten, denen ich etwas bedeute. Wie schnell geht ein solcher Schatz ins Hintertreffen, weil andere Gedanken laut herumpoltern.

Ich will heute bewusst fühlen. Ganz bewusst mich fühlen. Auch den verschwenderischen Anteil, der gegen die Glaubenssätze meiner Mutter kämpft. Meine Mutter ist auch nicht ausgegangen, Essen gehen ist Geldverschwendung. Das bekommt man doch auch daheim. Meist sogar besser. Und sauberer. Da weiß man, was im Essen ist. Oder wie der Koch das zubereitet hat. Für den Dreck gebe ich doch kein Geld aus …
Überhaupt, in der Öffentlichkeit sichtbar werden, das war ihr unangenehm. Das ist unanständig. Man hält sich bedeckt. Damit niemand über einen spricht. Was sollen auch die Leute denken …

Reisen war vollkommen ausgeschlossen, es gibt ein einziges verlängertes Wochenende, das wir gemeinsam in der Schweiz verbracht haben. Sie war relativ gelöst an dem Wochenende, mehr als daheim. Jedenfalls habe ich das so in Erinnerung. Dennoch war es ein – ach, das war ja nicht nötig. Mit dem Geld hätte man …

Und dann sitze ich heute, gefühlt 100 Jahre später, hier und denke immer noch den gleichen Mist. Verschwenderin! Gibst Geld und Zeit, um in den Niederlanden zu sitzen und niedergeschlagen zu sein. Du hast sie ja nicht mehr alle!

Und dafür bin ich heute dankbar! Diese ganzen Gefühle, die haben in meinem normalen Alltag gar keine Chance, angesehen zu werden. Die sind da, schwer und einsam in mir, und tauchen immer mal auf – und werden zurückgedrückt, weil ich dafür weder Zeit noch Geld habe.

Deshalb – gehe ich diese Themen ja nun auch an. Mit einer Traumatherapie, die ich selbst bezahle. Mit Sport, für den ich meine Zeit finde. Geld und Zeit bin ich mir wert. Ich investiere in mich selbst.

Und dieser Kurzurlaub hier ist auch Invest. In mich selbst. Um zu spüren, zu lernen, um mich weiter zu entwickeln. Ich darf noch herausfinden, was mich wirklich glücklich macht. Wie ich mich mit mir glücklich fühle. Die Einsamkeit, sie zeigt mir, dass ich noch nicht da bin, wo ich hinwill. Ich bin noch nicht wirklich liebend. Ich zweifele mich noch an. Die Anteile in mir, die schwer sind, dränge ich weg. Ich will ja glücklich sein. Und charismatisch. Und so Zeugs. Dabei sind die schweren Anteile auch da und ebenso wichtig, um mich im Gleichgewicht zu halten. Um wirklich authentisch zu sein, für mich, in mir, um mich.

Ich brauche diese Zeit, jetzt. Auch wenn ich lieber leicht flanieren und tanzen möchte. So scheint doch gerade die Zeit zu sein, schwer zu denken und mehr zu sitzen. Das ist okay. Ich bin okay. Ich habe Urlaub, verdammt. Da darf man Dinge tun, die man sonst nicht tut, weil keine Zeit dafür ist 😉

Und was ein Glück bin ich alleine. So nehme ich keine Rücksicht auf andere Menschen, was ich sonst immer tue. Sondern bin ganz rücksichtsvoll einfach nur bei mir. Und halte mich aus. Mit allem, was da hochkommt.

Und noch ein Glück bin ich nicht alleine, weil ich gute Freundinnen habe, die von außen per Sprachnachricht teilnehmen und mich jede auf ihre Art in den Arm nehmen und mir beim Wachsen zusehen. Sie alle sind schlau genug, um nicht an meinem Kokon zu zerren. Man stutzt Schmetterlingen nur die Flügel, wenn man ihnen beim Schlüpfen helfen will. Sie schlüpfen schon ganz von alleine. Auch das, auszuhalten, als Freundin, ist schwere Arbeit. Ich bin sehr dankbar, ihr Lieben, dass ihr das mit mir geht.

Ich bin gar nicht alleine! Ich bin mit mir!

Und mein ich fährt jetzt nach Delft und geht spazieren. Das war, was ich mir gewünscht habe. Ins Lieblingscafé nach Delft fahren. So, gut, heute ist es soweit!

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