wenn man lange genug sitzen bleibt

geht einem mitunter ein Licht auf –

Ich – bin heute mal sitzen geblieben. Sehr lange.
FOMO war schon ganz verzweifelt, weil, wenn eine eine Reise tut, dann bitte auch mit Meer. Weil, siehe letzter Beitrag, wenn ich schon Zeit und Geld verschwende, dann doch bitte so, dass ich auch in weiter Ferne nichts sehe. Außer Wasser. Dass ich nicht mal trinken kann, weil, viel zu salzig.

Also bin ich sitzen geblieben. Im Café. Dann wieder im Café. Danach in einem Café. Dann auf einer Bank. Und dann, weil es so schön war, nochmal in einem Café. Wir wollen jetzt alle nicht wissen, was das Sitzen gekostet hat. Es war fast genauso teuer, wie das Parkticket, dabei durfte das Auto nur stehen. Im Parkhaus. Von Delft.

Jetzt könnte man sagen, wenn sie so gerne in Delft ist (sie ist sehr gerne in Delft!), warum hat sie sich kein Hotel in Delft gesucht? Nun, ganz einfach, letztes Jahr war ich zuerst in Delft, und es war schrecklich anstrengend, vor allem am zweiten Tag des Kurzurlaubs. Da dachte ich, dieses Jahr bin ich schlauer und fahre halt nur mal so, für einen Tag, nach Delft. Um festzustellen – ich liebe Delft immer noch. Zumindest den Teil, den ich kenne. Die Altstadt. Tja, ich gebe zu, wenn man die ganze Zeit sitzt, kommt man nicht so weit rum.

In Amersfoort kenne ich auch nur die Altstadt, wenn ich mal ehrlich bin. Die finde in entzückend. Aber – sie kann nicht gegen Delft anstinken. Delft ist mein Place to be. Daher wiederhole ich die Frage oder formuliere sie um –

Oder überlege, was kann ich in Zukunft tun, damit es mir an Tag 2, egal wo Tag 2 stattfindet, nicht so schlecht geht? Damit ich da sicherer bin, mit mir? Gestern ging es mir wirklich zum weglaufen schlecht. Ich glaube, man kann das zwischen den Zeilen lesen. Alles war anders. Anders doof. Sehr opferig.

Auf Kur sagten sie uns auch, da kommt ein Tief, im Laufe dieser drei Wochen. Das gehört dazu, wenn die Psyche ankommt und durchatmet. Das Kurtief ist normal und willkommen. Da darf man durch, damit es danach weiter aufwärts geht mit dem Kurerfolg. Und vielleicht gibt es das ja auch im Urlaub? Ein Urlaubstief und bei mir ist das an Tag 2? Nach dem Ankommen?

Wenn das so ist, bin ich jetzt ganz froh, dass ich das bemerkt habe, damit ich daraus lernen kann und beim nächsten Versuch bin ich kluch. So, wie ich jetzt auch kluch bin und weiß, wenn ich einen Termin bei der Physio hatte, kann ich den Rest des Tages entspannt knicken und muss mich nicht darüber ärgern. Ich darf müde sein.

Und ich darf sitzen bleiben! Bis mir ein Licht aufgeht! Oder gleich – mehrere Lichter, weil die Abendbeleuchtung der Oude Kerk in Delft schon mehr als ein Licht beinhaltet. So gesehen habe ich sie noch nicht. Letztes Jahr war ich abends viel zu traurig, um noch im Café zu sitzen und Kirchen anzuschauen. Und davor war ich mit Kind unterwegs, da saß ich auch nicht abends um 21 Uhr im Café. Da waren wir brav im Hotel.

Und jetzt, jetzt saß das heute. Und zwar genau so, wie ich es wollte. Ich habe so richtig meine Zeit und mein Geld verschwendet. Sogar der Jumpsuit, den ich gekauft habe, saß. Wie angegossen. An meinem unperfekten Körper. Mein Körper, der beschlossen hat, kann ich tragen. Mir doch egal, dass mein Arsch flach ist, meine Oberschenkel Dellen haben und mein Rücken Ringe wirft. Ich weiß, damit bin ich nicht allein! Also kann ich tragen – was ich will – weil es schön ist, nicht alleine zu sein und weil ich schön bin, wie ich bin. Dieses ständige Mangeldenken macht mich noch verrückt. Zu dick. Zu allein. Zu laut. Zu leise. Nase zu groß. Hintern zu breit. Ich kann mich gar nicht mehr hören! Das ist alles so anstrengend! Ich wollte doch aufhören, mich selbst zu opfern!

Deshalb – und vor allem deshalb – bin ich sitzen geblieben. Und dabei ist mir ein Licht aufgegangen. Nämlich, das. Und das muss reichen.

Ich freue mich, dass es gestern schwierig war, weil ich dafür heute umso glücklicher war. Schwirrend. Ich glaube, schwirrend trifft es gut. Und – bunt. Weil, bunt war es auch. Schwirrend bunt.

Über Delft und die vielen tollen Cafés und Läden werde ich wohl noch einmal schreiben. Oder zweimal. Oder zigmal. Wenn ich wieder wach bin. Wer so lange herumsitzt, muss ich sich irgendwann mal hinlegen 😉

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