Und das direkt an einem Feiertag. Ich wurde letztens gefragt, ob ich das denn geplant hatte. Also – Nein. Das war so spontan wie der Rest meiner Kinder auch. Es war sogar eher – sagen wir, ein komischer Zeitpunkt. Nach einem sehr langen “in den Mai tanzen” und sich gerade um 0:30 Uhr ins Bett gelegt haben, kam die erste Wehe. Und damit war klar – schlafen ist gestrichen.
Vielleicht ist K3 deshalb so ein Partykind? Er ist tatsächlich der, der am liebsten bei Freunden übernachtet (das gefühlt auch schon seit er laufen kann). Übernachtungsparty ist seine Lieblingsparty 🎉
Und heute ist er schon 17. Das letzte Jahr vor der Volljährigkeit hat begonnen. Bald ist er – erwachsen, jedenfalls auf dem Papier.
Und ich denke mitunter, verrückt. 17 Jahre ist diese verrückte Nacht schon her. Das letzte Mal, dass ich in den 1. Mai getanzt bin. Seitdem ist der Abend vor dem 1. Mai der Vorbereitung des Geburtstages meines dritten Kindes gewidmet ❤️
Immerhin kann ich berichten, der letzte Tanz war kurz. K3 war zwar die schwerste Geburt, dabei aber dennoch enorm flott. Kurz vor 4 Uhr nachts war er da, klein, rosig, mit vielen schwarzen Haaren. Sehr niedlich!
Wenn er heute fragt, wie es war, als er geboren wurde, kann ich berichten, dass seine Geburt auf einen Tag voller Party folgte. K1 und K2 waren an diesem Wochenende beim Vater und wir hatten einen Tag voller Verabredungen. Vormittags zum Frühstück mit Freunden. Nachmittags zum Kaffeetrinken mit Freunden. Abends zum Trinken mit Freunden. Zwischendrin noch Abendessen daheim mit uns. Völlig erschlagen und müde um 0:30 Uhr ins Bett. Um sofort wieder aufzustehen. Weil, nach so vielen Freunden wollte wohl K3 auch mal sehen, was das Leben außerhalb so bietet.
Dafür musste er allerdings erstmal – geboren werden. Und da hakte es am Anfang. Starke Wehen und ein schnell vollständig geöffneter Muttermund trafen auf ein Baby, dass sich nicht so recht entscheiden konnte, wie es denn mit dem Kopf ins Becken kommen wollte. Es entschied sich dann für den etwas unangenehmeren Weg, und ich bin heute noch froh, dass er zumindest zu dem Zeitpunkt noch keinen Dickschädel hatte. 50cm Kopfumfang gehen als Sternengucker noch ganz gut durch.
Ein wenig schien er unentschlossen, wie er denn auf die Welt kommen wolle. Schlussendlich – ganz normal, nur mit einem anderen Blickwinkel. Sternengucker kommen, wenn man sich das Szenario auf dem Rücken liegend vorstellt, mit der Nase zum Himmel auf die Welt. Sie schauen also nach oben. Angeblich sind sie vom Glück geküsst, diese Kinder. Das weiß ich jetzt allerdings nicht, ob ich da zustimmen würde. Mir scheint eher, dieses Kind hatte und hat von Geburt an einen anderen Blickwinkel, ist stetig konfliktbereit, geht keiner Diskussion aus dem Weg. Er hinterfragt. Wenn schon ohne Hinterhauptlage, so dafür mit Hinterfragenslage!
Warumme, war seine erste Frage. Seine Geschwister fragten Was? Er fragte, Warum? Und das ist bis heute so geblieben. Er will es wissen. Und wie oft war genau das wahnsinnig anstrengend. So wie seine Geburt – überraschend, anders, anstrengend, dabei leicht und klar. Und da war er, mit seinen Fragen ans Universum. Mit seinen Gefühlen, seiner Liebe zu Tieren und zur Natur. Mit seinem Trotz und seinen Fragen, nie zufrieden mit den Antworten, immer mehr wissen wollend.
Ich erinnere, dass ich dachte, er würde mit Begeisterung zur Schule gehen. Endlich Antworten auf viele Fragen! Und dann war es genau das Gegenteil. Nach dem ersten Schultag sagte er – da gehe ich nie wieder hin – und natürlich ging er weiter zur Schule, allerdings ohne Freude oder Begeisterung. Er ging, weil er zu gehen hatte. Viele Wege wäre ich gerne anders gegangen, und auch ich ging mit, weil wir zu gehen hatten. Ich war noch nicht an dem Punkt, an dem ich heute bin. Mir selbst noch nicht so Nahe, wie ich mir heute Nahe bin. Mit einem Kind wie ihm würde ich heute eine alternative Schulform wählen. Er wäre passend gewesen, seinen Namen zu tanzen. Er hätte direkt Chemie oder Physik als Fach haben müssen, oder zumindest ein Stehpult. Er brauchte Bewegung beim Lernen, um überhaupt etwas gut behalten zu können. Er hatte keine Lust, das zu lernen, was auf dem Lernplan stand – und es dauerte nur eine kurze Zeit, bis er komplett die Lust verloren hatte, überhaupt zu lernen.
Sein Weg war kein leichter. Vom Glück verfolgt? Eher von allen guten Geistern verlassen. Ich wünsche ihm – alles Glück dieser Welt. Seine Welt wird leichter werden, nach der Schulwelt. Das Leben nach der Schule, es wird schon dieses Jahr beginnen, und ich wünsche dir, lieber Sohn, dass du mehr Freude haben wirst, in deinem kommenden Lernen. Dass du die passenden Antworten auf dein Warum im Leben findest. Und die Weisheit erlangst, die guten Antworten zwischen all den verlorenen Antworten im Reich von Tiktok und Instagram zu finden …
Oder, besser, an anderer Stelle zu suchen. Denn eines ist dir gegeben. Der scharfe Blick, nicht zum Boden, sondern gen Himmel gerichtet. Du bist nachts geboren, mit dem Blick zu den Sternen. Okay, im Krankenhaus war nur das Deckenlicht an, dennoch – du kannst sehen. Traue dich, das zu nutzen. Und frage weiter. Warumme.
Ich bin dankbar für diese besondere Geburt, in dieser besonderen Nacht.
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