Ich stehe neben der Bühne. Im Schatten, im Dunkeln, auch ein Stück neben mir selbst. Es ist der tote Winkel einer jeden Veranstaltung, neben der Bühne. Heute ist der tote Winkel mit rotem Samt überzogen.
Ich möchte intuitiv schreiben, über das Thema Mut, und stelle fest, immer wenn ich mutig sein möchte, kommen keine Worte. Sie bleiben einfach hinten im Hals stecken, dann fange ich an zu husten, werde rot und bekomme Tränen in die Augen. Eine Kettenreaktion. Ich löse das mit Lachen auf und stelle fest, verdammt, wenigstens bin ich an den ungesagten Worten nicht direkt erstickt.
Ich bewundere den Mut Anderer, die sich auf die Bühnen dieser Welt stellen – egal ob musizierend oder sprechend, singend oder Witze erzählend (was vermutlich zum Sprechen zählt). Sie stehen da und es kommt etwas. Entweder stimmlich oder körperlich, oder – bei Gott, BEIDES! Tanzen UND Singen! Verdammt, will ich das auch!
Also, glaube ich zumindest. Es ist da so ein Ziehen in der Magengegend und eine Aufregung, ein Bewundern und ein kleiner Funken von Neid. Letzteres ist der letzte Mist. Neid. Neidisch sein. Auf das Talent Anderer. Und ich meine nicht das Talent, singen, tanzen, sprechen zu können. Ich bin neidisch auf den Mut.
Ich – bleibe im Denken stecken. Gib mir eine Aufgabe, die mir so sehr liegt, wie das Tagträumen, und ich garantiere dir, tagträumen fällt aus …
Ich tue es nicht. Ich sitze da und denke – und sobald dieser Zustand eintritt, ein Denken stattfindet, ist es um. Um mich geschehen.
Meine Geschichte ist ein zufälliges, eine Probe, ein Soundcheck meines Lebens. Ein heimlich auf die Bühne schleichen, den Deckel des Klaviers anheben, ein Tastenanschlag. Ein Ton. Ein Halten und ein Ausdehnen und ein – Singen. Es ist ja niemand da, und das Gefühl ist ein Leichtes. Singen, wenn es niemand hört. Tanzen, wenn es niemand sieht. Schreiben, wenn es niemand liest. Sich trauen, weil da niemand ist –
Woher nehmt ihr den Mut? Wer gibt euch die Erlaubnis, zu singen, zu tanzen, zu schreiben? Wer verbietet mir, zu singen, zu tanzen, zu schreiben?
Ich kann diese Woche keine Geschichte über eine mutige Begebenheit schreiben. Viel zu präsent sind meine Ängste. Unvorstellbar, auf einer Bühne zu stehen. Ich stehe neben der Bühne. Und singe und tanze zur Musik.
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